Anmerkungen 28-30
Anmerkungen 28-30
28 Der Artikel kann selbstverständlich s o in keinem Blatt der Bundesrepublik gestanden haben. Aber well mich der Wiesenthal an etwas erinnerte, nahm ich die STUTTGARTER NACHRICHTEN und wechselte einige Wörter aus. Ich tauschte das Wort ‘Zionist’ mit ‘Araber’, das Wort ‘Friedenslager’ oder ‘sozialistisches Lager’ mit ‘freier Westen’ oder ‘Nato’. Danach sah der Artikel so aus, als machte Wiesenthal keine zionistische Propaganda, sondern seinem Ruf Ehre. Als nehme er die braune Journalisten-Bagasch drüben und hüben gleichermaßen hoch. Aber Wiesenthal ist nicht, wofür man Ihn hält, und was er sich hält, hat sich’s bei ihm gerichtet. Und so hat der Karteikasten, den er öffentlich öffnet, nicht die Aufschrift “Bundesrepublik” sondern “DDR”, und vom Inhalt des anderen träumen hiesige Redakteure schlecht und deren Leser gar nicht. Und das ist wohl so beabsichtigt.
29 Der jahrelang unterbeschäftigte ‘Reichsjuristenführer” Dr. Hans Frank wurde im Oktober 1939 von Hitler zum Generalgouverneur für die besetzten polnischen Ostgebiete ernannt, und er übt dieses Amt mit einer scheinbar widersprüchlichen Mischung von Grausamkeit und Großmut bis zum 18. August 1944 aus, dem Datum, da er Berlin von der “völligen Zerstörung der Autorität” seiner Verwaltung unterrichtete. Frank, der niemals wirklich in die Parteihierarchie aufsteigen konnte, gegen den die 55 intrigierte, der 14 mal vergebens seinen Rücktritt anbot, um sich Geltung zu verschaffen, der wegen vier ausfälliger Universitätsreden im Sommer 1942 auf persönliche Weisung Hitlers aus allen Parteiämtern entlassen wurde; dieser Frank, der zum Nachweis seiner Loyalität zu womöglich noch brutaleren Methoden griff, als die brutalsten seiner Gegenspieler, der großsprecherisch und larmoyant, rücksichtslos und selbstmitleidig, reuig und verschlagen, fanatisch Hitler-gläubig und, im Angesicht des Galgens, demonstrativ abtrünnig sein konnte; dieser Despot und Sektierer, der ein millionenfacher Mordbereiter war und sich als Diener, ja beinahe als Märtyrer des Rechts sah; dieser Hans Frank hat sich und das Schicksal Polens in einem minutiösen Tagebuch von 38 Bänden beschrieben, das er bei seiner Gefangennahme eigenhändig den Militärbehörden übergab.
Der Auftrag, den Frank von Hitler erhalten hatte, ging gemäß einer Eintragung im Tagebuch dahin, “die Verwaltung der eroberten Ostgebiete aufzunehmen, mit dem Sonderbefehl, diesen Bereich als Kriegsgebiet und Beuteland rücksichtslos auszupowern, es in seiner wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, politischen Struktur sozusagen zu einem Trümmerhaufen zu machen”. Die folgenden Zitate geben einen winzigen Ausschnitt aus der polnischen Wirklichkeit, die man kennen muß, um die Methoden der Imhoffs erfassen zu können:
“Es muß ein Unterschied zwischen dem Lebensstandard des Herrenvolkes und dem der Unterworfenen sein. Die Polen müssen die Grenzen ihrer Entwicklungsmöglichkeiten einsehen. Der Führer hat erneut auf meine ausdrückliche Frage entschieden, daß es bei der von uns getroffenen Beschränkung zu bleiben hat. Kein Pole soll über den Rang eines Werkmeisters hinauskommen, kein Pole wird die Möglichkeit erhalten können, an allgemeinen staatlichen Anstalten sich eine höhere Bildung anzueignen. Ich darf Sie bitten, diese klare Linie einzuhalten.” (Hans Frank In der Abteilungsleitersitzung vom 12. September 1940).
“Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Hungersituation müssen wir auch noch feststellen, daß das Fleckfieber im Generalgouvernement gegenüber dem vorigen Jahr um ungefähr das 50fache, die Tuberkulose um das 35fache gestiegen ist. Diese Zahlen sind um so ernstlicher, weil man im kommenden Winter angesichts der dichten Belegung des Generalgouvernements mit deutschen Truppen große Besorgnis hegen muß… ” (Hans Frank auf der Arbeitstagung vom 23. September 1941).
“Es muß alles, was sich noch an polnischer Führungskraft zeigt, immer wieder mit rücksichtsloser Energie vernichtet werden. Das braucht man nicht an die große Glocke zu hangen, das geschieht stillschweigend… Und wenn wir uns den Luxus gestatten, eine Art Philharmonie den Polen zu gewähren, die wir den ausländischen Journalisten zeigen, so bedeutet das gar nichts. Die Leute machen Musik In unserem Sinne und wenn wir sie nicht mehr brauchen können, lösen wir das Institut auf… (Hans Frank am 18. März 1942 vor Amtsleitern der NSDAP).
“Einen plastischen Unterschied (zwischen dem Protektorat Böhmen und Möhren und dem Generalgouvernement) kann ich Ihnen sagen. In Prag waren z. B. große rote Plakate angeschlagen, auf denen zu lesen war, daß heute 7 Tschechen erschossen worden sind. Da sagte ich mir: Wenn Ich für je sieben erschossene Polen ein Plakat aushängen lassen wollte, dann würden die Wälder Polens nicht ausreichen, das Papier herzustellen für solche Plakate.” (Hans Frank zu einem Korrespondenten des VÖLKISCHEN BEOBACHTERS am 6. Februar 1940).
“Wenn wir den Krieg einmal gewonnen haben, dann kann meinetwegen aus den Polen und aus den Ukrainern und dem, was sich hier herumtreibt, Hackfleisch gemacht werden, es kann gemacht werden, was will. Aber in diesem Augenblick kommt es nur darauf an, ob es gelingt, fast 15 Millionen eines gegen uns sich organisierenden feindlichen Volkstums in Ruhe, Ordnung, Arbeit und Disziplin zu halten. Wenn es nicht gelingt, dann kann ich vielleicht triumphierend sagen: Ich habe 2 Millionen Polacken umgebracht. Ob dann aber die Züge an die Ostfront fahren, ob die Monopolbetriebe arbeiten, die jeden Monat 500 000 Liter Wodka und so und so viele Millionen Zigaretten liefern, ob die Ernährung und Landwirtschaft gesichert wird, von der wir allein 450 000 to Getreide ans Reich geliefert haben, das steht auf einem anderen Blatt.” (Hans Frank am 14. Januar 1944, als der Zusammenbruch der Ostfront absehbar wurde und die polnische Widerstandsbewegung sich neu formierte.)
“Das endgültige Schicksal dieses Raumes wird nach dem Kriege bestimmt werden… Um so wichtiger ist es, daß dieser Gesichtspunkt wenigstens unter uns und in den Reihen der Deutschen klar aufrechterhalten bleibt, daß das endgültige Schicksal dieses Landes ist, genau so deutsches Siedlungstand zu werden, wie es das Rheintand ist. Die Weichsel muß einmal genau so durch deutsches Land fliesen wie der Rhein. (Lebhafter Beifall).” (Hans Frank am 9, Juni 1944 in einer NS-Schulungsburg.) – Zitiert nach Hermann Langbein: Wir haben es getan. Wien 1964.
30 Dem Leser hebräischer Tageszeitungen, das heißt also selbst ohne Berücksichtigung der allerorts üblichen Beschönigungsrate, stellt sich die Situation der israelischen Staatsbürger arabischer Abstammung folgendermaßen dar:
“Zum Thema Israel-Araber hat es in der vergangenen Dekade im Kabinett keine Diskussion mehr gegeben… Heute, 26 Jahre nach dem Unabhängigkeitskrieg, ist es immer noch schwierig, eine politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Integrierung der Israel-Araber aufzuspüren… Es gibt bei keiner einzigen Regierungsstelle einen höheren arabischen Beamten, der ah Entscheidungen oder an langfristigen Planungen beteiligt ist, und dies gilt sogar für Wohlfahrts- und religiöse Angelegenheiten. Die israelische Regierung schreckt die Araber nicht nur vor einer Integration im öffentlichen Sektor ab, sie diskriminiert sie auch auf verschiedenen Gebieten. Beispielsweise ist die Wasserzuteilung für 90 000 arabische Dorfbewohner im Galil identisch mit der für ein einziges jüdisches Dorf… und 60 % der arabischen Dörfer sind noch immer ohne Elektrizität… (Dan Bavli in DAVAR, 29. Juni 1975).
“Der größte Teil der arabischen Bevölkerung (von Haifa, ca. 27 000) lebt in Wadi Nisnas… ‘Wir haben dort keinerlei Verbesserungen durchgeführt, keine Straßenlaternen aufgestellt, keine Bäume gepflanzt, keine Bänke aufgestellt und auch keine Straßen gepflastert’, schreibt Mosche Rofe, der Stadt-Sekretär, in einem Memorandum an die Haifaer Arbeiterpartei. ‘Im Zeitraum von 1969 bis 1973 wurde nicht ein einziger Araber bei der Gemeindeverwaltung angestellt. Die Zahl der seither neu eingestellten Araber kann man an den Fingern einer Hand abzählen… 60 % der arabischen Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren besuchen von den (christlichen) Kirchen unterhaltene Schulen, weil es nicht genügend staatliche Schulen gibt. Die Kinder sind in orthodoxen oder protestantischen Schulen, deren Lehrer teilweise sehr links stehen’…” (DAVAR, 17. Februar 1976).
“Mit den Verwaltungsorganen aller Betriebe, denen Investitionszuschüsse gemäß den Kapitalförderungsgesetzen zustehen, müssen Absprachen getroffen werden, daß die Zahl der arabischen Beschäftigten 20 % nicht übersteigt.”
“Mit den zentralen Marktinstanzen für die verschiedenen Konsumgüter müssen Vereinbarungen getroffen werden, damit arabische Handler neutralisiert und ihnen Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden können, insbesondere im Norden (von Israel). Die Abhängigkeit der jüdischen Bevölkerung von arabischen Händlern muß verhindert werden, besonders in Notzeiten.”
“Die Regierung muß Mittel und Wege finden, um die Gewährung von Beihilfen für kinderreiche Familien Innerhalb der arabischen Bevölkerung zu ‘neutralisieren’. Die Beihilfen sollten entweder von der wirtschaftlichen Lage abhängig gemacht werden, oder die National-Versicherung sollte Ihre Verantwortlichkeit für die Beihilfen an die Jewish Agency oder die Zionistische Organisation abtreten, sodaß sie nur an Juden ausbezahlt werden.”
“(Arabische) Studenten sollten gedrängt werden, technische und naturwissenschaftliche Fächer zu wählen. Diese Fächer lassen wenig Zelt für nationalistische Betätigungen, und die Durchfallquote ist hoch.”
“Das Auslandsstudium sollte erleichtert, und die Rückkehr und Arbeitssuche erschwert werden. Eine solche Politik wird die Auswanderung begünstigen.” (Ausschnitte aus dem “Streng Geheim” klassifizierten Memorandum von Israel Koenig, dem Präfekten des Israelischen Nord-Bezirks, für die Regierung Rabin. Voller Wortlaut veröffentlicht In AL HAMISHMAR, 7. September 1976).