Anmerkungen 5-27
Anmerkungen 5-27
5 Der Artikel des ZEIT-Redakteurs in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG beginnt mit einer nicht alltäglichen Feststellung: “Weder besonderer Sachverstand noch der Glaube an eine besondere Empfänglichkeit ermächtigten mich zur Niederschrift dieser Notizen.”
Ich unterließ es damals, Herrn Zimmer zu fragen, wer oder was ihn also ermächtigte. Bei meinem Glauben an die befleckte Empfänglichkeit ist es das ungeschriebene Presse-Ermächtigungsgesetz, wonach pro-zionistische Notizen noch der niedersten Schrift empfänglich sind, und jeder anti-zionistische Sachverstand mit dem Totschweigen bedroht ist. In dem Artikel heißt es dann weiter:
“Zufällig aus Paris kommend und nicht aus unserem braven blassen Deutschland, fällt dem Neuankömmling in Israel erst einmal dies auf: Das ist alles so braungebrannt hier und so kraftstrotzend, so hemdsärmelig und zielstrebig, so robust und energisch. ‘Die Levante’ ist das nicht; und erst recht sehen die Leute nicht so aus wie man sich trotz allem die Juden immer noch vorgestellt hat…” Folgen vier Spalten lang die üblichen Israel-Impressionen, die jeder reisende Journalist jeder Zeitung immer wieder verkaufen kann. Doch dann macht sich der ZEIT-Geist bemerkbar: “… Ins Land kommt meinesgleichen mit jener wunderlichen Mischung aus eifriger Sympathie für die Juden und einer betretenen Reserve gegenüber der heutigen Politik ihres Staates, Anhaltspunkte und Erklärungen suchend.” – Aber bei der eifrigen Sympathie für die Juden, die mit seinesgleichen allemal ins Land kommt seit sie außer Landes sind, ist immer die gleiche Reserve gegenüber ihren gesuchten Erklärungen angebracht: “Zweieinhalb Millionen (Israelis) gegen hundert Millionen ringsum, die seit zwanzig Jahren und länger zur Todfeindschaft angehalten werden (in arabischen Rechenbüchern wird mit toten Israelis gerechnet); ohne Armee geht das offensichtlich nicht, und eine nur mißmutig geduldete Armee wäre offensichtlich auch nicht genug. Die Kette dieser Folgerungen reicht ziemlich weit; am Ende wundert man sich, daß man niemanden trifft, der sich feindselig über die Araber äußerte, der nicht zuerst den Frieden wünschte… Auf den von den Arabern verlassenen Golan-Höhen werden die ersten Wehrdörfer angelegt, die beiden Teile Jerusalems sind offiziell wiedervereinigt, das ist wahr. Bedeutet es, daß die Annexion vollzogen wird, schon vollzogen ist? Es bedeutet, so scheint mir, daß keine Friedenslösung absehbar ist und Israel sich darauf einrichtet, es unter diesen Umständen erst einmal beim gegenwärtigen Zustand zu lassen. Aber im Falle eines Friedens, von dem feststünde, daß er nicht nur drei Tage anhalten wird – in diesem heute nur hypothetischen Fall soll ja, heißt es, über alles geredet werden – ‘Wenn nötig sogar über Tel Aviv’, sagte mir einer…”
Wem sagt er das? Dem Kultur-Redakteur des “Deutschen Weltblattes”. Und der geht hin und läßt’s vierhunderttausendmal abdrucken.
6 Report of the Special Study Mission to the Middle East. House Report No.21 47. United States Government Printing Office. Washington 1956. Seite 32 f.
7 Flugblatt in den Straßen Jerusalems am 22. September 1948, 5 Tage nach der Ermordung des UN-Vermittters Graf Folke Bernadotte durch zionistische Lechi-Terroristen. Hebräisches Original im Besitz des Autors.
8 Michel Bar-Zohar: David Ben Gurion. Hamburg 1968. Seite 60.
9 Vladimir Jabotinsky: Was wollen die Zionisten-Revisionisten. Paris 1926. Seite 3.
10 Vladimir Jabotinsky a.a.O. Seite 5 f.
11 Vladimir Jabotinsky a.a.O. Seite 6 f.
12 Vladimir Jabotinsky a.a.O. Seite 22 f.
13 Stenographisches Protokoll der Verhandlungen des XII. Zionisten-Kongresses in Karlsbad. Seite 184. Das Protokoll vermerkt an dieser Stelle “lebhafte Zustimmung und Applaus”.
14 Vladimir Jabotinsky in: Die Jüdische Legion (Zum 15. Jahrestag ihrer Gründung). Hrsg. Kontinentalbüro des Tel Chaj Fonds. Berlin 1932. Seite 13 und 15.
15 Hymne der Betar-Bewegung. Betar (Abk. von Brith Trumpeldor) ist die Jugendbewegung der Revisionistischen Partei. Sie existiert noch heute in zahlreichen Ländern, z. B. in Frankreich, England und den USA.
Mahati Drubles, der Generalsekretär der Herut- und Betar-Siedlungen in Israel und den besetzten Gebieten, benutzt die Betar-Hymne zeitgemäß entschärft so: “Viele der Maximen von Jabotinsky sind erfüllt. Wir errichteten Siedlungen in Schweiß und Blut. Wir haben eine Generation begründet. Es wurde eine Generation des Stolzes, des Großmutes und der Grausamkeit. Wir hoffen, daß wir von dieser Grausamkeit keinen Gebrauch machen müssen (gegen die Regierung Begin, die unsere Siedlungen den Ägyptern ausliefern will)”. (JEDIOTH AHARONOTH, 29. Dezember 1977).
Für den externen Gebrauch wurde Jabotinskys Betar-Hymne noch weiter entschärft. Ein französischer Anhimmler Begins verbreitet folgende Verfälschung: “Mit Blut und mit Schweiß werden wir eine Generation schaffen, stolz, großmütig und stark.” (Victor Malka: Menachem Begin – La Bible et Le Fusil. Paris 1977. Seite 104).
16 Uri Zwi Grünberg auf der Betar-Konferenz in Warschau; zitiert nach Ch. Ben Meir: Die Ermordung Arlosoroffs. Hrsg. Jüdische Arbeiterpartei Palästinas. Tel Aviv 1934. Seite 19.
17 Eintragung im Tagebuch des Abba Achimeir; zitiert nach Ch. Ben Meir a.a.O. Seite 12
18 Berichte von Fritz Rosenthal (das ist: Schalom Ben Charm) vom 26. und 28. August 1932. Maschinenschriftliches Originalmanuskript im Besitz des Autors.
19 Eintragungen im Tagebuch des Abba Achimeir; zitiert nach Ch. Ben Meir a.a.O. Seite 6 und 11.
20 Vladimir Jabotinsky: Die Idee des Betar – Ein Umriß betarischer Weltanschauung. Lyck 1935. Seite 14 f.
21 Michel Bar-Zahar: Ben Gurion, le Prophète armé. Paris 1966. Seite 72.
22 Vladimir Jabotinsky: Die Jüdische Legion im Weltkrieg. Berlin 1930. Seite 52.
23 N. M. Gelber: Hatzharat Balfour Vatoldoteha (Die Geschichte der Balfour-Erklärung). Jerusalem 1939. Seite 98.
24 JEDIOTH CHADASHOTH (Tel Aviv), 10. Mai 1968.
25 Max Kreutzberger (Hrsg.) in Georg Landauer: Der Zionismus im Wandel dreier Jahrzehnte. Tel Aviv 1957. Seite 28.
26 Yossef Nedava: Zeev Jabotinsky. Hrsg. Brith Herut-Hatzohar. Tel Aviv 1964. Seite 47.
27 Menachem Begin: The Revolt, Story of the Irgun. Tel Aviv 1964. Seite 3. Einen Eindruck von den Betar-Aufmärschen in New York, Paris und Jerusalem anläßlich der Überführung des Sarges von Jabotinsky im Juli 1964 vermittelt der Bildband: Jabotinsky returns to the Land of Israel (Text hebr. und engl.). Tel Aviv 1965. Menachem Begin, dessen Likud-Parteienblock aus den Wahlen vom 17. Mai 1977 als Sieger hervorging, ist seit dem 20. Juni 1977 israelischer Ministerpräsident. Begin ist ein Jabotinsky-Mann reinster Prägung. Er hat niemals Regungen oder Gedanken gehabt, die nicht bei Jabotinsky vorgezeichnet sind.