Anmerkungen zu Kapitel III
ZIONISTISCHE SELBSTPORTRÄTS
1 Mordechai (“Motta”) Gur, am 7. Mai 1930 in Jerusalem geboren, wan von April 1974 bis April 1978 Generalstabschef der israelischen Streitkräfte. Davor, ab Dezember 1969, wan er für das Militärkommando des Nord-Distriktes verantwortlich. Er ist nicht nur innerhalb des Militärs, sondern auch im Volk sehr populär, denn er gilt als Held der “Befreiung” von Ost-Jerusalem und der Altstadt, und er ist der Autor eines sehr erfolgreichen Kinderbuches. In der Woche, in der das Interview in AL HAMISHMAR erschien, erklärte er auf einer Party, en sei fest entschlossen, israelischen Regierungschef zu wenden: “Ich habe mit zwei Sicherheitsministern zusammengearbeitet (Schimon Peres und Ezer Weizman), die beide die Ambitionen haben, Regierungschef zu werden. Einen reicht min nicht bis an die Knöchel, den andere nicht bis zum Knie.” (HAOLAM HAZEH, 10. Mai 1978).
2 Nach der israelischen Invasion in den Süd-Libanon (15. März 1978) veröffentlichten nahezu sämtliche hebräischen Zeitungen Artikel üben Plünderungen. Den Auftakt bildeten Schilderungen von Raub- und Rachefeldzügen libanesischer Falangisten, denen die israelische Armee angeblich energisch Einhalt gebot. Etwas später folgten Berichte über israelische Plünderungen. Als Beispiel hier ein Ausschnitt aus einem Artikel in HA’ARETZ:
“Im Dorf Kanthra blieben die Häuser während der Kämpfe nahezu unbeschädigt. Daher kann jedermann, der das Dorf besichtigt, die Plünderungen und den Vandalismus in alten Häusern des Dorfes sehen. Die anderen Dörfer, die in Süd-Libanon erobert wurden, erlitten ein ähnliches Schicksal… In Kantara gibt es ungefähr 20 Läden, die eine Art Geschäfts- und Dienstleistungszentrum bilden. Alte Türen wurden aus den Angeln gehoben, und die Läden wurden geplündert. Gegenstände, die zu schwer waren, um mitgenommen zu werden, wie zum Beispiel schwere, neue Kühlschränke, wurden zertrümmert. Auch Eigentum, das ganz ohne Wert ist, wurde zerstört. In einigen Fallen hatten die Bewohner noch Zeit, ihre Habe fortzuschaffen. Wenn die Plünderer nichts fanden, ließen sie die Häuser unbeschädigt. Alle anderen Häuser, ohne jede Ausnahme, wurden ausgeplündert und anschließend gründlich zerstört, darunter einige prachtvolle Villen. Türen, Wasserhahnen und Wasserleitungen wurden herausgerissen und abmontiert. Es sieht aus als ob ein Orkan über das Dorf hinweggefegt wäre und totale Verwüstung hinter sich gelassen hätte. Was nicht gestohlen wurde, wurde zusammengeschlagen und zerstört…
Plünderungen begleiteten alle israelischen Kriege. Im Unabhängigkeitskrieg (1948) wurde Jaffa von oben bis unten ausgeplündert, und die anderen arabischen Städte ebenfalls. Im letzten Krieg, dem Jom Kippur-Krieg, war das Hauptopfer der Plünderungen ZAHAL selber. Wegen der armseligen Lebensverhältnisse in den ägyptischen Dörfern westlich des Suezkanals konnten die israelischen Soldaten beinahe nichts zum Plündern finden. Dafür haben sie Hilfsgüter gestohlen Leintücher, Unterwäsche, Uniformen, Matrazen -, die von amerikanischen Hilfsorganisationen stammten…
In der Vergangenheit war den israelischen Informationsmedien jede Erwähnung des Phänomens der Plünderung verboten. Auslandskorrespondenten konnte das Verbot nicht auferlegt werden…” (Zeev Jefet: Vandalismus und Plünderung in Süd-Libanon. HA’ARETZ, 7. April 1978).
Man muß sich fragen, worüber man sich mehr wundern soll: Über die israelische Soldateska, den Enthüllungseifer der hebräischen Presse, oder gar die Treuherzigkeit der zitierten Schlußbemerkung. Ausgerechnet Auslandskorrespondenten in Israel einen Maulkorb anzulegen, hieße schließlich, die Handleckerei von Osterlämmern für Beißwut ausgeben zu wollen. Selbst LE MONDE, immerhin ein Blatt, das unter Nahost-Kennern als kritisch gilt, brachte zu der Plünder-Orgie in Süd-Libanon nur einen einzigen Satz: “General Gur hat enthüllt, daß 51 israelische Soldaten wegen Plünderns während der Operationen in Süd-Libanon belangt wurden.” (LE MONDE, 2. April 1978). Und das sehr epigonische deutsche Pendant zu LE MONDE druckte ein sehr epidemisches deutsches Pendant zum sehr menschlichen Pendant der Episiten:
“Israel hat inzwischen mit Hilfsmaßnahmen für die Zivilbevölkerung in den besetzten libanesischen Gebieten begonnen. Wie der israelische Militärsender meldete, wurden den Bewohnern, deren Häuser zerstört sind, Fertighäuser zur Verfügung gestellt und Hilfe bei der Reparatur der beschädigten Wohnungen zugesagt. Verletzte Libanesen wurden in israelischen Krankenhäusern behandelt. Die Israelis schafften für die Bevölkerung Lebensmittel, Trinkwasser, Benzin und Erdöl nach Süd-Libanon.” (DIE WELT, 4. April 1978).
Wieviel d a v o n zutrifft, ergibt sich beispielsweise aus einem Gespräch mit dem israelischen Knesseth-Abgeordneten Jossi Sand (Arbeiterpartei), einem Mitglied des Parlamentsausschusses für Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik:
“Ich habe von jenen Zeugnissen unserer Hilfe für die Flüchtlinge gehört. Man hat 20 Hütten gebracht. Man hat ein paar Wassertanks gebracht, und als sie leer waren, hat man vergessen, sie wieder zu füllen. Viele Leichen lagen drei Wochen lang unter den Trümmern. Gegen das Plündern wurde nicht genug unternommen. Ich habe von Plünderungen gehört, an denen höhere Offiziere beteiligt waren. Um der Zerstörung ein ästhetischeres Aussehen zu geben, hat man Bulldozer hingeschickt und die zerstörten Dörfer wurden glattrasiert. Man hat die Häuser eingeebnet, zusammen mit allem Eigentum darin, obwohl die verbliebenen Einwohner darum bettelten, es nicht zu tun.” (DAVAR, 2. Juni 1978).
3 Daß hohe israelische Offiziere beim Redigieren eines Buches mitwirkten, das nach deutschen Verlagsangaben “in der linken israelischen Kibbutzbewegung entstanden ist”, wurde weder von den Herausgebern der hebräischen Ausgabe, noch der englischen (“The Seventh Day”), noch der deutschen (“Gespräche mit israelischen Soldaten”) auch nur erwähnt. Im deutschen Verlagstext heißt es: “Es handelt sich um Tonbandinterviews mit jungen israelischen Soldaten, die direkt nach dem Sechs-Tage-Krieg freimütig über ihre Erlebnisse und Erfahrungen sprechen. Spontan und ohne jeglichen literarischen Anspruch äußern sie sich über den Krieg und den israelisch-arabischen Konflikt.” (Joseph Melzer Verlag, Darmstadt).
4 Nachal: Abkürzung von ‘Noar Chalutzi Lochem’ (Kämpfende junge Pioniere). Es handelt sich im wesentlichen um Elite-Freiwillige, die sich verpflichten, nach Ableistung ihres Militärdienstes in einen Kibbutz einzutreten.
5 Gemeint ist: Während des Unabhängigkeitskrieges 1948.
6 Die offizielle hebräische Bezeichnung für die Invasion in den Süd-Libanon ist “Operation Litani”. (Siehe dazu Anm. 44 auf Seite 272).
7 Irbid: Stadt in Ost-Jordanien, ca. 150 000 Einwohner. Gur spricht vom Zeitraum nach dem 4. Juni 1968, der ersten mörderischen Bombardierung von Irbid.
8 Es handelt sich um Kibbutzim der MAPAM, einer Partei, die im Ausland als besonders fortschrittlich gilt. AL HAMISHMAR, in der das Interview erschien, ist das Organ der MAPAM.
9 Nicht nur die Bevölkerung, die nach den Privaterkundungen des israelischen Generalstabschefs “die Terroristen mehr als 10 Jahre lang beherbergt hat”, wurde dafür “bestraft”. Auch die christlichen Dörfer in Süd-Libanon, die nach israelischen Angaben vor den palästinensischen Terroristen beschützt werden sollten und wollten, wurden “leergefegt”. Der folgende kurze Ausschnitt aus dem Artikel “Israel und die Schi’iten in Süd-Libanon” spricht für sich:
Israel, schreibt Schmuel Schegev, sei der einzige Beschützer der christlichen Enklaven gewesen. ‘Es war dies eine Art Demonstration von Ritterlichkeit in einer Wett, in der es keine Ritter mehr gibt… Nachdem die Kämpfe beendet waren, und die israelische Regierung den Flüchtlingen die Rückkehr in ihre zerstörten Dörfer erlaubte, fehlten die Christen unter den Rückkehrern… Die überwiegende Mehrheit der in ihre Häuser in Süd-Libanon zurückkehrenden Flüchtlinge sind schi’itische Moslem.” Seit dem Amtsantritt der Regierung Begin habe Israel offen seine Unterstützung der libanesischen Christen erklärt. “Jedoch jetzt, nach dem Abschluß der ‘Operation Litani’, sind fast keine Christen mehr übrig geblieben, die man beschützen müßte. Die Männer der bewaffneten christlichen Milizen, die ihre Zukunft mit Israel verknüpft haben, zählen einige 100 Mann, und im schlimmsten Fall könnten sie alle in Israel integriert werden.” (MA’ARIV, 12. April 1978).
10 Nach der von Ex-Generalstabschef Mordechai Gur betriebenen Totaldemontage der Glaubwürdigkeit israelischer Verlautbarungen ist eine Nachbesichtigung der Berichterstattung der Nachrichtenmedien angebracht. Aus der vorliegenden Materialfülle seien hier willkürlich die Berichte der Israel-Korrespondenten des SÜDWESTFUNK Baden-Baden herausgegriffen, die keineswegs nur für deutsche Verhältnisse typisch sind. Schon einige wenige Beispiele, die nach einem Zufallsverfahren ausgewählt wurden, vermitteln einen Einblick in die Technik hemmungsloser Tyrannisierung der arabischen Zivilbevölkerung und hemmungsloser Irreführung der westlichen Weltöffentlichkeit. Der Autor ist der Ansicht, daß so manche Formulierung, die bei gesprochenen Texten Leichter passiert als bei geschriebenen, eine gewisse Mitwisserschaft der Korrespondenten nahelegt. Die abgedruckten Korrespondenten-Berichte sind wörtliche Niederschriften nach Tonbandaufzeichnungen des Autors.
11 General Beni Peled war ab Frühjahr 1973 Befehlshaber der israelischen Luftstreitkräfte. Das Interview wurde kurz nach seinem Abschied aus der Armee aufgezeichnet. Der Militärkorrespondent van HA’ARETZ, Zeev Schiff, schreibt: “Mit dem Rücktritt von Peled wird eine bedeutende und stürmische Periode in der Geschichte der Luftstreitkräfte zu Ende gehen. Gleichzeitig endet damit die militärische Karriere von einem der talentiertesten der Männer, die ZAHAL jemals hatte. Sogar seine Kritiker und die Leute, die über seine Härte bestürzt sind, würden Peled in jedem neuen Amt in den obersten Rangen von ZAHAL oder dem Sicherheitsapparat wärmstens begrüßt haben. Aber Peled ist ein Mann mit Prinzipien. Es sieht mir danach aus, daß er ZAHAL aus persönlichen Gründen den Rücken kehrt, nachdem er mit verschiedenen seiner Pläne nicht durchkam. Mit ihm verliert ZAHAL weit mehr, als seine offiziellen Ämter ihm abverlangten… Bezüglich des Kräfteverhältnisses zwischen uns und den Arabern ist Peled äußerst optimistisch und gelassen, insbesondere seit dem Jam Kippur-Krieg (1973). Der Grund sei nicht, daß ZAHAL die b e s t e Armee der Welt ist, sondern vielmehr: ‘Wir sind besser, weil wir einmal mehr Erfahrung haben, vor allem aber deshalb, weil die Araber schlecht sind. Gegen die Engländer beispielsweise, oder die Deutschen, würde ich die Araber nicht eintauschen wollen.’…” (HA’ARETZ, 21. Oktober 1977).
12 Der Staat Israel hat keine Verfassung, und wie die Dinge liegen, wird dieser Zustand noch geraume Zeit anhalten. Bei feierlichen Gelegenheiten wird die Unabhängigkeitserklärung vom 14. Mai 1948 herangezogen: “… Der Staat Israel wird völlige gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung allen seinen Bürgern ohne Unterschied des Glaubens, der Rasse und des Geschlechtes gewährleisten…” Aber die gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung ist nicht einklagbar: “Der Oberste Gerichtshof lehnte es ab, in der Unabhängigkeitserklärung eine Verfassung zu sehen und die von ihr verkündeten Grundsätze als Maßstab für die Beurteilung der Gesetzmäßigkeit legislativer Akte zu behandeln.” (Yehoshua Freudenheim: Die Staatsordnung Israels. München und Berlin 1963. Seite 69). Mit anderen Worten: Der Israelische Gesetzgeber hat ein kaum mehr entwirrbares Gestrüpp von wild wuchernden Gesetzen geschaffen, aus dem jedem ‘Juden’ bestimmte Privilegien zuwachsen, und das keinen ‘Fremden’ vor unbestimmter Bürde schützt.
“Im demokratischen Staat Israel, der bei seiner Gründung allen seinen Bürgern völlige Gleichheit versprochen und jede Diskriminierung aus Gründen der Religion, des Geschlechtes und der Rasse untersagt hat, existieren Gesetze und Verordnungen, die einem Bürger spezielle Privilegien verschaffen, wenn er vom Staat als ‘Jude’ definiert wurde, Privilegien, die einem nicht anerkannten Juden nicht gewährt werden… Es ist eine Tatsache: Die israelischen Behörden benachteiligen Leute auf Grund ihrer Religionszugehörigkeit! Was würden wir sagen, wenn es beispielsweise In den USA ein ‘Nationalitäten-Gesetz’ gäbe, das Christen, und nur Christen, unmittelbar bei ihrer Einreise die amerikanische Staatsbürgerschaft verleiht? Welche Flüche würden wir gegen die Regierung irgendeines Staates ausstoßen, von der wir erführen, daß sie 95 % des gesamten Landes grundsätzlich nur an Weiße vergibt?” (Professor Uzi Oman in MA’ARIV, 30. Januar 1974).
13 General Peled, der sein Israel in einem Tag erbaut sehen möchte, macht sich unnötige Sorgen. Auch in anderen, noch potenteren Kreisen wurden und werden die Staatsgrenzen nicht nach den “Sicherheitsbedürfnissen der nächsten Wochen” anvisiert: “Es stellte sich die Frage, ob man (in der Unabhängigkeitserklärung von 1948) die Grenzen des Staates erwähnen müsse… Ich habe mich dem (damals) widersetzt… Die ganze Welt – und auf jeden Fall die christliche Welt und die gesamte jüdische Welt – war sich bewußt, daß die beiden Ufer des Jordan ein einziges und das eigentliche Palästina bildeten, und hoffte, daß es von neuem die Heimat der Juden werden würde, so wie es von der Bibel und den Propheten versprochen ist” (David Ben Gurion an den französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle. Zitiert nach LE MONDE, 27. Januar 1968).
Die Erwartung, daß die christliche Welt den Juden auch noch das muslimische Transjordanien schenken wird, entspringt einer nur mäßig gewagten Extrapolation der Geschichte des Antisemitismus und des Zionismus. Ob sie allerdings die Kosten für die Austreibung der Einheimischen weiterhin so ungeniert offen vorschießt, falls sich der Zionismus auf die Methode des Beni Peled einschießt, muß bezweifelt werden. Aber notfalls wird man von der offenen Subventionierung einer verdeckten Eroberung zur verdeckten Subventionierung einer offenen Eroberung übergehen.
14 Litani: Wasserreicher Fluß in Süd-Libanon.
Man darf die israelische ‘Operation Litani’ vom März 1978 (vergl. Anm. 2 und 6 in diesem Kapitel) durchaus im Zusammenhang mit den Wohnungswünschen von General Peled sehen. Die Kartothek des Autors enthält unter dem Stichwort “Litani” über 200 Eintragungen; die älteste geht auf Herzl zurück, der bei einem Ingenieur namens Max Bourcart ein Gutachten über die Wasserverhältnisse in Palästina bestellt hat. In dessen geographischer Skizze mit dem Datum 10. Mai 1899 ist die Bedeutung des Litani knapp und klar umrissen: ‘Tunnel 5 km zur Ableitung des Wassers des Litani in den Jordan zur Verdopplung der Wassermenge”; und General Peleds Litani-Anspruch ist keineswegs die jüngste der Eintragungen. (Vergl. dazu auch Anm. 44, Seite 272).
Wasserquellen von West-Israel: Peled meint damit offenbar die Wasserreserven der Golan-Höhen und der Westbank.
Land und Wasser sind die Endziele aller zionistischen Operationen zu Land und zu Wasser. Daß mancher Schlag nach Wasser eher ein Schlag ins Wasser war, macht den Zorn eines Beni Peled verständlich, spricht aber noch nicht gegen die bisherige Methode. Ein Drittel des israelischen Wasserbedarfs wird derzeit aus den Grundwasserreserven der besetzten Westbank gedeckt (AL HAMISHMAR, 25. Juni 1978). Mit zu den ersten Maßnahmen der israelischen Militärbehörden gehörte 1967 das Verbot für alle arabischen Gemeinden, neue Brunnen zu bohren. Die Vertiefung bestehender Brunnen wurde nur in wenigen Fällen genehmigt. Währenddessen hat Israel in der Westbank mindestens 20 Tiefbrunnen angelegt, deren Fördermenge das erwähnte Drittel des israelischen Wasserkonsums deckt. Der Grundwasserspiegel ist in den letzten Jahren so weit abgesunken, daß zahlreiche arabische Brunnen mit ungenügender Bohrtiefe ausgetrocknet sind.
Israel hat in jüngster Zeit auch Ansprüche auf Wasserzuteilungen aus o s t j o r d a n i s c h e n Bewässerungsprojekten angemeldet. Sie wurden gegenüber den USA mit der Argumentation vorgetragen, der ehemals jordanischen Westbank stünde gemäß älteren Bewässerungsplänen ein Wasserkontingent zu:
“Der Johnston-Plan (von 1954) sah ungefähr 70 Millionen Kubikmeter Wasser für das Gebiet des westlichen Jordantales vor. Von den Souveränitätsrechten über dieses Gebiet und von der Art der Siedler, die dieses Wasser benutzen sollen, ist in dem Plan mit keinem Wort die Rede. Israel kann also geltend machen – und wird das auch tatsächlich tun -, daß jenes Wasser zur Entwicklung des Jordantales vorgesehen war; und weil Israel dieses Gebiet nun besitzt, sind die jüdischen Siedlungen im westlichen Jordantal die legalen Eigentümer dieses Wasserkontingentes… Falls die USA den israelischen Forderungen nicht zustimmen, könnte das zu einer israelischen Entscheidung führen, die in einseitiger Weise die Realisierung der israelischen Rechte garantiert.” (Amir Schapira in KHOTAM, der Wochenbeilage von AL HAMISHMAR, 11. August 1978).
15 Nach Angaben von Rolf Vogel, der zu den Organisatoren der HILFE FÜR ISRAEL gehörte, wurde dieser von dem Bundestagsabgeordneten Adolf Arndt unterzeichnete Aufruf als Anzeige im Format zwischen einer Viertel- und Achtelseite von den Zeitungsverlegern durchweg k o s t e n l o s veröffentlicht, teilweise sogar mehrfach. Redaktionelle Kommentare und Hinweise waren eine Selbstverständlichkeit.
16 Stimmen der Bundesrepublik Deutschland zur Nahost-Krise. Eine Dokumentation der DEUTSCHLAND-BERICHTE, Hrsg. Rolf Vogel. Bonn, ohne Jahr (ca. Ende 1967), Seite 19 f.
Von den von Rolf Vogel zusammengestellten Berichten über HILFE FUR ISRAEL – Aktionen in 38 deutschen Städten sind hier lediglich die Berichte aus 4 Städten wiedergegeben. Die Akribie, mit der Rolf Vogel versehentlich die Mitfinanzierung eines Raubzuges dokumentiert hat, entspricht seinen sonstigen Tätigkeitsmerkmalen. Laut Verlagstext des Seewald-Verlages Stuttgart ist er allein “in den Jahren bis 1967 35 mal in Israel gewesen”.
17 Einige Tage zuvor war ein Interview mit Jitzhak Moda’i in der Mittagszeitung MA’ARIV erschienen (3. November). Die Herausgeber von HA’ARETZ wollten sich offenbar überzeugen, ob man seinen Augen noch trauen darf. Deutschen Lesern kann versichert werden, daß Jitzhak Moda’i tatsächlich stimmberechtigter Minister im Kabinett Begin ist.
18 Gemeint ist der als überraschend geltende Wahlsieg der Partei Begins im Mai 1977, nach 29 Jahren Herrschaft der Arbeiterpartei.
19 Der Fernsehfilm “Hirbet Hiza’a” wurde 1977 nach dem gleichnamigen, 1950 erschienenen Buch des israelischen Autors S. Izhar gedreht, der in romanhafter Form die Vertreibung der Einwohner eines palästinensischen Dorfes zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges schildert. Kurz vor der geplanten Sendung des Films (6. Februar 1978) wurde die Ausstrahlung von Unterrichtsminister Zevulun Homer verboten. Die Fernsehdebatte und das öffentliche Meinungsbild über dieses Verbot werden von Kubby Niv in verkürzter, satirischer Form überaus treffend wiedergegeben. Das Verbot wurde einige Zeit später aufgehoben und der Film, trotz zahlreicher Proteste, ausgestrahlt.
20 Entstehungszeit und Werdegang der Revisionistischen Partei, der Vorläuferin der jetzigen Regierungspartei LIKUD, machen diese Haltung verständlich; vergl. dazu: “Jabotinsky und die Folgen”, im Korrespondenzteil dieses Bandes.
21 In einem Artikel in DAVAR über ein Journalisten-Gespräch im Haus der palästinensischen Schriftstellerin Raimonda Tawil in Ramallah (Westbank) heißt es:
“… Einer der italienischen Journalisten bemerkte, daß einer der Buben ziemlich eingeschüchtert in der Ecke saß und eine blaue Golfmütze aufhatte. Auf die Bitte des Journalisten hin nahm er die Mütze ab, und es bot sich uns ein wirklich seltsamer Anblick. In der Kopfmitte, von der Stirn bis zum Nacken, war ein 5 – 6 cm breiter Haarstreifen herausgeschoren worden. Der Junge erzählte dann, daß er einer der
Schüler sei, die von der örtlichen Oberschute zum Verhör in das Gebäude der Militärregierung gebracht worden waren. Als Einleitung zum Verhör brachte ein Soldat eine Schere und schnitt die Haare so, wie wir es sahen. (Etwas später an diesem Tag fanden wir heraus, daß dies nicht der einzige Fall war). “Warum haben sie das gemacht?”, fragte einer der italienischen Journalisten. “Ich weiß nicht. Vielleicht wollten sie mich demütigen.” Eisiges Schweigen. Ich blickte zum Boden. Es war seltsam: Die Geschichten von den Brutalitäten der Militärs während der Auflösung der Demonstrationen, von den Verhaftungen und von den Verhören, konnte ich mir ruhig anhören. Aber als ich mit diesem Haarschnitt konfrontiert wurde, der einem verhafteten Jungen angetan wurde, da fühlte ich mich gedemütigt und verlegen…” (Jossi Amitai: Eine Unterhaltung im Haus von Raimonda Tawil. DAVAR, 12. April 1978).
22 Gemeint ist Brigadegeneral David Hagoel; vergl. das Kapitel: ‘Schwierigkeiten mit der Früherkennung von Krebsgeschwüren”, in diesem Band.
23 Die Passage des Gur-Interviews, auf die hier angespielt wird, war von AL HAMISHMAR abgemildert, und erst von HA’ARETZ (21. Mai 1978) im Originalwortlaut veröffentlicht worden. Gur hatte gesagt, daß die orientalischen Juden in Israel, genau wie die Araber, noch 20 bis 30 Jahre brauchen, um die Kluft zu den europäisch-amerikanischen Juden zu überwinden. Dagegen wurde protestiert. Proteste gegen den übrigen Inhalt des Interviews sind nicht bekannt geworden.