Aufstandsbekämpfung: Bundeswehr lernt bei den Zionisten Häuserkampf
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Aufstandsbekämpfung
Eisernes Kreuz in Israel
250 deutsche Soldaten sollen ab 2015 im Urban Warfare Training Center in Tze’elim Häuserkampf und Aufstandsbekämpfung lernen.
Johannes Supe
Das Manövergelände Schnöggersburg in Sachsen-Anhalt ist noch nicht fertiggestellt. Doch das Training für den urbanen Krieg kann nicht länger warten. Deshalb sollen Bundeswehrsoldaten in Israel für den Häuserkampf ausgebildet werden. Das geht aus einer Antwort des Presseinformationszentrum des Heeres auf eine Anfrage von junge Welt hervor. Demnach werden deutsche Soldaten ab der zweiten Jahreshälfte 2015 eine Ausbildung im südisraelischen Tze’elim, das in der Wüste Negev liegt, durchlaufen. Mit dabei: Ihr an das Eiserne Kreuz erinnernde Hoheitszeichen.
Die Militärkooperation zwischen beiden Ländern hat, ungeachtet der Millionen Toten des Holocaust, Tradition. Noch bevor der Nahoststaat die BRD in den 60er Jahren anerkannte, schossen Bundeswehrsoldaten mit israelischen Uzis. Zuletzt im Sommer dieses Jahres lieferte Deutschland U-Boote nach Haifa, die auch atomar nachgerüstet werden können. Dass Bundeswehrsoldaten in Israel ausgebildet werden, ist jedoch ein Novum.
Entsprechende Vorhaben der Bundeswehr waren bereits im August durch den Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kasdorf, publik geworden. Nun ist klar, dass 250 Soldaten, unter anderem Ausbildungs-, Leitungs-, und Sanitätspersonal, im Häuser- wie auch im Tunnelkampf geschult werden soll.
Profitieren wolle man vor allem von der »israelischen Erfahrung« im Häuserkampf, wenngleich man die Situation zwischen Israel und Palästina selbstverständlich »bedauere«, so Presseoffizier Frank Tuschmo. Am Urban Warfare Training Center (UWTC), 2005 mit den Erfahrungen der zweiten Intifada gebaut, sollen dafür die Voraussetzungen gegeben sein. Einsätze in Tunneln »im Sinne des Kampfes in der urbanen unterirdischen Dimension«, also etwa in Kanalsystemen, werden den Soldaten hier beigebracht.
Grund für die Soldatenverschickung nach Israel sei zudem, dass die Bundeswehr »derzeit noch keine vergleichbare eigene Ausbildungseinrichtung« besitze. »Schnöggersburg, gegen das ja auch protestiert wird, ist noch nicht fertiggestellt«, so der Sprecher des Heeres. Mit Schnöggersburg will sich die deutsche Armee eine eigene Übungsstadt schaffen, »auch mit simulierter U-Bahn und einem Armenviertel«, so der Pressesprecher weiter. Erst 2017 soll der Bau der mindestens 100 Millionen Euro verschlingenden Einrichtung gänzlich abgeschlossen sein.
Auf dem über 19 Quadratkilometer großen Areal des UWTC – die Schnöggersburg soll im Vergleich nur 3,75 Quadratkilometer umfassen – dürfte genug Platz zum Einüben der Aufstandsbekämpfung sein. Denn wie die Zeitschrift Europäische Sicherheit & Technik kürzlich berichtete, sei die Ausbildung im Häuserkampf und für urbane Operationen – im Abkürzungsjargon der Bundeswehr »UrbOp« genannt – nicht nur gegen militärisch organisierte Gegner erforderlich, sondern auch gegen »Menschenansammlungen mit Aufruhr«. »Für alle Szenarien vorbereitet sein« und »Fähigkeitslücken schließen« nennt das die Bundeswehr. Der Begriff der Aufstandsbekämpfung soll hingegen vermieden werden.
Kritik an den Bundeswehrplänen kommt von der Friedensbewegung. »Wir lehnen Schnöggersburg ab, und auch das Training in Israel ist kritisch zu hinterfragen. Eine Vorbereitung auf den Häuserkampf darf es nicht geben«, so Peter Strutynski, Leiter der AG Friedensforschung. Statt beim Konzept der Verteidigungsarmee zu bleiben, würde die Bundeswehr nun auf Bürgerkriegssituationen vorbereitet. Von einem Kampf Armee gegen Armee sei nicht mehr auszugehen, bekräftigte Bundeswehrsprecher Tuschmo. »Es gibt ja auch ganz andere Probleme«, so der Mann weiter. »Ich sage mal: Ukraine.«