Brief von H. Spehl an L. Wagenaar 1. Januar 1968
Freiburg, den 1. Januar 1968
Verehrter Herr Wagenaar,
So sind wir also, schneller als mir recht ist, bei den letzten Dingen angelangt, bei der Religion, die dem Einzelnen, falls er gläubig ist, alles erklären kann und die dem Kollektiv, außer ein paar sozialen Verhaltensschemen, doch nur die Schlagworte hergibt, die man braucht, wenn rationale Probleme unter Aufwendung irrationaler Kräfte angegangen werden sollen. Man kann wohl diese Welt nicht mit Vernunft allein bewältigen, und es wäre mir Angst, würde man politische Entscheidungen den Mathematikern von IBM überlassen. Wann immer aber religiöse Vorstellungen zu politischen Zwecken herangezogen werden, kommt Besseres als grober Unfug selten heraus und meistens Schlimmeres. Das sagt nichts aus über die Religion, über ihren ideellen Gehalt; das sagt nur etwas aus über die Beschaffenheit des Menschen, über sein geistiges Unvermögen, transzendente Werte in praktische politische Aktion umzusetzen. Das Individuum kann gläubig sein oder ist den religiösen Werten gegenüber indifferent; das Kollektiv aber neigt zur pathologischen Seite der Religiosität, was einmal mehr zeigt, daß die Gesellschaft nicht die Summe der Individuen ist. Die Erfahrung wertet die Religion als positives Stimulans für das Kollektiv ab, zumindest im politischen Bereich, das scheint mir wenig fraglich. Daß negative Stimulanzien bestehen, darüber können wir uns, glaube ich, leicht einigen. Die Hauptursache dafür kann ich nicht darin sehen, daß es verschiedene Religionen gibt. Wenn eine „Koordinierung“ der Religionen, etwa durch Umkehr des Christentums zum Arianismus stattfinden würde, es gäbe wohl keinen Antisemitismus christlicher Prägung mehr, aber das politisch Abgründige der Religiosität wäre damit noch nicht aus der Welt geschafft. Ein übersinnliches Instrument in der Hand von äußerst sinnlichen Menschen, die ihr Zusammenleben zu arrangieren haben – das ist nicht nur ein logischer Kurzschluß. So ist es kein Wunder, daß die Menschheit, wann immer sie eine politische Ehe mit der Religion eingegangen ist, nur zwei Bastarde gezeugt hat: den heiligen Fanatismus und den frommen Fatalismus, mörderisch der eine, selbstmörderisch der andere. Bastarde zwar, aber liebevoll umhegte; und sind sie erst ausgewachsen, kann man mit ihnen hübsche Dinge anstellen.
Ich weiß nicht, ob das Auserwähltsein eines Volkes einer „transzendenten Realität“ entspricht. Da gibt es auch nichts zu wissen und das Argumentieren hört auf. Und wenn ich bei 1. Samuel VIII lese:
… Da versammelten sich alle Ältesten in Israel und kamen gen Rama zu Samuel und sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden und deine Söhne gingen nicht auf deinen Wegen; setze nun einen König über uns, der uns richte, wie die Gojim [Goj, Plural Gojim: die Nichtjuden – H.S.] ihn haben. Das war böse in den Augen Samuels, daß sie sagten: Gib uns einen König, der uns richte. Und Samuel betete zu Gott. Und Gott sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir gesagt haben, denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, daß ich nicht König sein soll über sie. Wie alles, was sie getan haben vom Tage an, da ich sie aus Ägypten heraufgeführt habe, bis zu diesem Tag – sie haben mich verlassen und anderen Göttern gedient – so tun sie auch dir… Und das Volk weigerte sich, weiterhin auf die Stimme Samuels zu hören, und sie sprachen: nein, es soll ein König über uns sein. So werden auch wir sein wie die Gojim, und unser König wird uns richten, und er wird ausziehen vor uns her und unsere Kriege führen…
so ist das für mich weder ein Beweis für Gleichartigkeit aller Völker, noch ein Beweis für die Besonderheit des jüdischen Volkes. Das zeigt mir nur, daß diese Leute einen gesunden politischen Instinkt hatten. Wenn sie so sein wollten wie die anderen, so deshalb, weil sie schon geahnt haben müssen, daß man sich so organisieren muß, wie die anderen sich organisieren, um politisch sinnvoll agieren zu können. Dafür nahmen sie als das kleinere Übel hin, daß der König ihre Söhne zu Soldaten, ihre Töchter zu Dienerinnen machen werde, ihre Acker und ihre Weinberge besteuern, und daß sie unter des Königs Machtgelüsten fortan zu stöhnen hatten (1. Samuel VIII, 11-18). Freilich, der Kumpanei mit dem Irrationalen mochten sie noch nicht entsagen – und wir sind seither kaum weitergekommen -, aber es war ein Schritt hin auf eine „vernünftige“ Welt.
Es klingt gut, wenn Sie sagen, daß „das jüdische Volk auserwählt ist, um anders zu sein, nicht um ein Herrenvolk den anderen, sondern ein Dienervolk seinem Gott zu sein, ein Priestervolk und Heiligkeitsnation“. Ich bin skeptisch, nicht weil ich ungläubig bin – den Wert einer solchen Geisteshaltung für den Einzelnen kann man gar nicht überschätzen. Aber was das Kollektiv angeht – es schaut in den Spiegel und sieht sich spiegelverkehrt. Die üble Fähigkeit jeder Gesellschaft, religiöse Inhalte so lange zu destillieren bis nur noch der Bodensatz übrigbleibt, mit dem man allem einen haltbaren religiösen Anstrich geben kann, die Erfahrung dieser Perversität macht mich skeptisch. Die Methode, erst einmal ein besonders stabiles Fundament aus den Abfällen von Religion zu legen, auf das man dann getrost bauen kann, diese Methode durchzieht die Geschichte der christlichen Völker wie ein roter Faden. Um ein ganz harmloses Beispiel den epochemachenden vorzuziehen: Ein Herr Benedikt Carpzov, ein deutscher Rechtsgelehrter, der sich rühmte, die Bibel dreiundfünfzigmal vollständig gelesen zu haben, fand nichts dabei, an mehr als zwanzigtausend Todesurteilen, meist in Hexenprozessen, mitzuwirken. Und die gleiche Methode liegt auch zugrunde, wenn eine Geveret [Hebr. Frau] Geula Cohen die enttäuschten Gefühle einer abseitigen Gruppe über den Palästina-Teilungsbeschluß der UNO vom 29. November 1947 folgendermaßen artikuliert:
Den Prozeß, wie da aus der Bibel ein politischer Absud hergestellt wird, kann man sich vorstellen, wenn an anderer Stelle bei Frau Cohen zu lesen ist:
Mit der Entwässerung des Huleh-Gebietes [Früher Sumpfgebiet im Norden Israels – H.S.] ist noch nicht alle Arbeit geleistet. Die Trockenlegung des religiösen Phrasensumpfes steht auch in Israel noch aus. Hat man schon Mühe, eine unpathetische Politik unter Kontrolle zu halten, so kommt die Politik, die sich religiöser Stimulanzien bedient, einer öffentlichen Katastrophe nahe. Und dies nicht, weil es so sein muß, sondern weil es auf dieser Welt so ist. Ich glaube, wir können nicht ewig auf die Gegenbeispiele warten.
Sie werden mir natürlich entgegenhalten: gut, wenn also die Kumpanei mit der Religion ein politisches Übel ist, was hat der Staat Israel dann in Palästina zu suchen? Daß der Zionismus eine politische Bewegung war, die auf irrationale religiöse Energien spekulierte, wer wollte das abstreiten. Die zionistischen Führer waren ohne Zweifel der Meinung, nur auf dieser Basis die jüdischen Massen aktivieren zu können. Man kann der Meinung sein, daß das religiöse Destillat von der richtigen Zusammensetzung war, da Israel in nur 50 Jahren ein Faktum wurde. Wenn ich mir aber die Entwicklung der jüdischen Bevölkerungsstatistik in Palästina ansehe, so habe ich nicht den Eindruck, daß das zionistische Konzept ein durchschlagender Erfolg war. Da war ein ganz anderer, grauenerregender Faktor im Spiel. 1882 lebten etwa 23 000 zumeist strenggläubige Juden in Palästina. Es waren Juden von der Art, wie sie seit Jahrhunderten in Palästina gelebt haben, in traditionell organisierten, introvertierten Gemeinden, zu denen immer wieder neue Mitglieder vor allem aus Osteuropa stießen. Bis 1914 hatte sich ihre Zahl auf ungefähr 50 000 erhöht. Daneben etablierte sich bis zu diesem Zeitpunkt eine Bevölkerungsschicht von etwa 35 000 Juden, meist junge Leute, die in der Absicht nach Palästina gekommen waren, hier ein nationales Heim zu errichten. (Die Zahl der Immigranten war weit höher, aber viele verließen Palästina bereits nach Wochen wieder). Diese letztere Schicht, deren Zahl 1931 noch nicht 100 000 erreicht hatte, kann man dem Konto der zionistischen Bewegung zurechnen, die erstere hat damit nicht das geringste zu tun. Im gleichen Zeitraum, von 1881 bis 1931, fanden 2,5 Millionen Juden ihren Weg ins andere gelobte Land: nach Amerika. Diese Tatsache relativiert das Abstimmergebnis. Aber dann begann Mitte der 30er Jahre die Menschenlawine zu wachsen. Zwischen 1931 und 1948 „wanderten“ (der Ausdruck ist eine sprachliche Gemeinheit) 400 000 Juden in Palästina ein, zu mehr als 85 Prozent aus den europäischen Ländern. Da war nicht etwa endlich der zionistische Funke auf die Massen übergesprungen, sondern da suchten verfolgte Menschen ganz einfach eine Zufluchtstätte. Diese Unglückseligen waren in jener aus allen Fugen geratenen Zeit, in der das physische Chaos über Europa und das geistige Chaos über die halbe Welt hereinbrach, sicher zu vielem fähig, aber bestimmt nicht zu einer abwägenden ideologischen Entscheidung. Und wenn sie nach Palästina kamen, so vor allem deshalb, weil die Flüchtlingsschiffe, die von den zionistischen Organisationen aufgetrieben wurden, eben nach Palästina fuhren, und andere gab es nicht. Die Entstehung Israels ist nicht der Triumph der zionistischen Idee, sondern der Triumph des zionistischen Organisationstalentes. Und wenn Sie, verehrter Herr Wagenaar, fragen: „Was suchten wir dann noch im Lande unserer biblischen Altvorderen?“ so ist mein Teil einer Antwort ganz einfach: das gleiche wie Ihre Glaubensbrüder, die sich Jahrzehnte zuvor, unter dem Druck der russischen Pogrome, für Amerika entschieden hatten – nämlich einen Platz, wo man in Ruhe leben, für seine Kinder arbeiten und die Hoffnung haben kann, daß einem das erspart bleibe, was für die Eltern unabwendbar war. Für zionistische Ohren muß das bitter klingen. Aber noch bitterer dröhnt es in deutschen Ohren.
Natürlich hat der Zionismus den Staat Israel für sich reklamiert. Die Zionistenführer haben als Votum genommen, was Selbsterhaltungstrieb war. Die Regierungsämter sind seitdem folgerichtig für zionistische Pfründenempfänger reserviert, die Erscheinungsform Israels und die israelische Politik ist äußerst zionistisch. Die Dauerberieselung mit einem politisch-religiösen Surrogat, das noch für jedes profane Ereignis eine himmlische Parallele findet, hat zwar aus den Israeli keine Zionisten und aus den Zionisten keine gläubigen Juden gemacht, aber es ist wieder einmal mehr in der Geschichte ein besonders stabiles pseudoreligiöses Grundgemäuer gelegt, das viel politischen Unfug aushält. So bekommen wir jetzt vorgeführt, zur Abwechslung von jüdischer Seite, wie Gott persönlich große Politik macht. Israel lebt in einer großen Zeit, der Wunder ist kein Ende, und man wird einen Ergänzungsband zur Bibel edieren müssen. Aber der Gott, dem da von allen Seiten akklamiert wird, lebt als Deus ex machina im Theaterhimmel.
Meine paar jungen israelischen Freunde weiß ich da zum Glück etwas nüchterner. Nationalistisch sind sie, ich kann Ihnen ein Lied davon singen, aber wenn mich nicht alles täuscht, ist ihr Nationalismus sehr von dieser Welt. Ohne Ewigkeitswerte wird er wohl nicht ewig dauern.
Von den Myriaden von Rezepten, die Menschengeist ersonnen hat, um die Welt zu verbessern, sollte man in aller Einfalt eines in Erinnerung bringen: Lassen wir in der Politik die Religion aus dem Spiel! Die Heiligung des Profanen und die Terrorisierung durch das Geheiligte ist ein teuflisches Rezept. Die Profanierung des Heiligen ist nicht die unumgängliche Alternative. Wenn daher einer kommt, ein Scharlatan oder ein Eiferer, und er redet und handelt im Namen Gottes, so sollte er ein Opfer des menschlichen Mißtrauens werden. Was getan werden muß, um ein erträgliches Zusammenleben von Menschen zu arrangieren, kann nicht im Namen Gottes, das muß im Namen der Menschen getan werden. Das ist weniger, aber in unserer Welt ist es mehr!
Aber man kann natürlich ebensogut verlangen, wir Menschen sollten zu atmen aufhören. Gut, wir werden beides nicht tun. Das letztere nicht dank unserem Selbsterhaltungstrieb, das andere nicht ihm zum Trotz. Werden wir also noch eine Weile einen neuheidnischen Monotheisten-Gott aus der politischen Klamottenkiste holen, wann immer eine menschliche Tragikomödie inszeniert werden soll. Machen wir ihn nach unserem Bilde, recht martialisch und bereit, zu seiner höheren Ehre jede Gemeinheit zu sanktionieren. Schauen wir genau hin. Wem sieht er ähnlich: Jahwe oder Allah oder dem Dreieinigen? Ist er herabgefahren zum Berg Sinai oder ist er aufgefahren gen Himmel? – Ich meine, dieser Gott thront auf dem Schnürboden, sein martialischer Donner kommt aus der Kulisse, und die ihm huldigen, die Leute im Parkett, auf den billigen Plätzen, tun es also:
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Die Berichte aus dem von den israelischen Streitkräften besetzten arabischen Bethlehem sind in der Tat furchtbar. Was am meisten interessiert, ist die Nachricht, daß nur einige hundert Pilger an den Weihnachtsfeierlichkeiten in der Geburtskirche teilnahmen, während im vergangenen Jahr die Zahl der Pilger aus anderen Ländern 52 000 erreichte. Während der Feierlichkeiten konnte man Offiziere der israelischen Armee in der Kirche sehen. Während die Christen in der Kirche ihre Gebete verrichteten, konnte man die israelischen Jugendlichen in den Straßen singen und tanzen hören. Die Berichterstatter meldeten … die Feierlichkeiten als die traurigsten in der ganzen Geschichte der Stadt … Das Schweigen wurde lediglich von den Gebeten in den Kirchen unterbrochen. Die jordanischen Christen sagten ihre jährliche Weihnachtsprozession nach Bethlehem ab. Die Führer der christlichen Gemeinden sandten Aufrufe an die ganze Welt, die die Befreiung der Heiligen Stätten von der zionistischen Besetzung fordern. Bischof Tanan (?) von der lateinischen Kirche sagte in einem besonderen Aufruf an die gesamte Welt: „Wie können diese Juden, die Jesus Christus ans Kreuz schlagen, es wagen, die Christen aufzufordern, an seiner Geburtsstätte zu beten!“ Bischof Michael Astra (?) von der römisch-katholischen Kirche sagte: „Der religiöse dunkle Zionismus hat den Frieden zerstört. Er bombardierte islamische und christliche Heilige Stätten und verwandelte das Haus des Friedens in ein Haus der Zerstörung.“ … Heute sind die freien Denker der ganzen Welt sich der Gefahr bewußt, die Israel darstellt. Daher werden auch die arabischen Staaten ihren Kampf fortführen… (Radio Kairo, Sendung für Übersee, 26. 12. 1967)
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Der Abgeordnete Poruch von der Agudath-Israel nahm Anstoß an einer Sendung von Kol Israel, die sich mit dem Galil20 befaßte und dabei des Galiläers Jesus von Nazareth Erwähnung tat und heilige Orte der Christenheit beschrieb. Dadurch, so behauptete der Abgeordnete Poruch, sei eine christliche Atmosphäre in unsere staatlichen Radiosendungen, die der Kanzlei des Ministerpräsidenten unterstellt sind, gedrungen… Wie ein Prophet des Zornes stand Menachem Poruch… auf der Rednertribüne der Knesseth und würzte seine Darlegungen mit Zitaten aus dem Gesetz und den Propheten: „Ihre Altäre sollt ihr zerstören und ihre Bildsäulen einreißen…“ Und aus dem Propheten Micha führte er an: „Alle Völker gehen im Namen ihrer Götter, wir aber im Namen des Ewigen unseres Gottes, immer und ewig.“ (Jedioth Chadashoth, 20.11.1964)
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Ben Gurion ließ dann, bevor er die Klagemauer verließ, von einem Soldaten die arabische Inschrift auf dem Straßenschild an der Klagemauer zerschlagen, weil es nicht duldbar sei, daß arabische Schriften sich auf diesem jüdischen Heiligtum befinden. (Jedioth Chadashoth, 9. 6. 1967)
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Welcher Same wird aufgehen? Der kommunistische oder der Same der Botschaft Jesu Christi? – Christus hat den Sturm der französischen Revolution und den Nazismus gebändigt. Er ist der Herr der Geschichte. Haben Sie keine Angst! Seine Kirche wird auch der „Rote Sturm“ nicht vernichten… Weder die Spöttereien moderner Atheisten noch kommunistische Gewaltherrschaft können das Kommen Jesu verhindern. (Pater J. Leppich SJ, 1967)
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Es gehört franziskanischer Mut zum Einsatz der Atombombe. – Die Ehre Gottes fordert unter Umständen den Untergang der Menschheit im nuklearen Krieg zur Verteidigung ihrer höchsten Güter gegen den Kommunismus. (Pater G. Gundlach SJ und Pater Hirschmann, entnommen aus: Atomare Kampfmittel und christliche Ethik, München, 1960)
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Wir werden mit Gott ringen und mit dem Tod. Wir werden den Erlöser Zions begrüßen, ja wir werden ihn begrüßen. Unser Blut soll zu einem roten Teppich in den Straßen werden und unsere Eingeweide werden darauf sein wie weiße Lilien. (Lied der zionistischen Lechi-Untergrundorganisation, 1939)
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Es gibt zwei Gründe für unseren Sieg: einen natürlichen und einen übernatürlichen. Daß Gott der Gerechte mit seinem Volk ist, ist natürlich, aber daß die Juden auch schießen können, das ist ein Wunder. (Israelischer Offizier nach dem Sieg über die Araber, 1949)
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Die ganze Welt erwartet den Tag eures Heiligen Krieges für die Wiederherstellung des Rechts – ihr werdet dieses Recht wiederherstellen mit der Macht der Gerechtigkeit, mit der Kraft der Waffen und mit der Stärke des Glaubens. (Palästinensische Befreiungsorganisation, 3. Juni 1967)
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Unser Vaterland Bundesrepublik steht für einen Heiligen Krieg zur Verteidigung der abendländischen Kultur Gewehr bei Fuß. (Oberstleutnant Leggewie vor Rekruten der Bundeswehr in Idar-Oberstein. Nach: DER SPIEGEL, Nr. 26/1964)
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Meine Söhne, dies ist ein Tag des Kampfes und der Heiligen Rache. Mit Allahs Hilfe werden wir uns in Tel Aviv und Haifa wiedersehen! (Radio Bagdad, 1. Juni 1967)
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Es hat das Jahr 1917 mit seinen großen Schlachten gezeigt, daß das deutsche Volk einen unbedingt sicheren Verbündeten in dem Herrn der Heerscharen dort oben hat. Was noch vor uns steht, wissen wir nicht. Wie aber in diesen letzten vier Jahren Gottes Hand sichtbar regiert hat, Verrat bestraft und tapferes Ausharren belohnt, das habt ihr alle gesehen, und daraus können wir die feste Zuversicht schöpfen, daß auch fernerhin der Herr der Heerscharen mit uns ist. Will der Feind den Frieden nicht, dann müssen wir der Welt den Frieden bringen dadurch, daß wir mit eiserner Faust und mit blitzendem Schwert die Pforten einschlagen bei denen, die den Frieden nicht wollen. – Der völlige Sieg im Osten erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit. Er läßt uns wieder einen der großen Momente erleben, in denen wir ehrfürchtig Gottes Walten in der Geschichte bewundern können. Welch eine Wendung durch Gottes Fügung! (Zitiert bei Karl Kraus, „Die Fackel“, Februar 1918)
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Wunderbar sind die Taten des Herrn. Mit unseren eigenen Augen haben wir das große Wunder gesehen. Es bot sich uns der überwältigende Anblick, wie Er die satanischen Pläne (der Araber) zu Fetzen zerschmettert hat. Unsere Generation ist unbeugsam entschlossen, die befreiten Territorien zu behalten, was auch immer der Preis sein mag, denn sie gehören uns. Wir haben unser Leben dafür verpfändet. Nicht Eroberung ist es, sondern Befreiung. Der Geist des Geheiligten hat uns die Rückkehr ins verheißene Land aufgetragen. (Leserbrief in der israelischen Tageszeitung „Haaretz“, Oktober 1967)
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Ich habe Wunder gesehen. Vom tiefsten Punkt in unserer Geschichte haben wir Juden uns zu den höchsten Höhen emporgeschwungen … Die Juden Israels können und wollen den Arabern Licht bringen. Gebe Gott ihnen die Weisheit, es zu empfangen. Und so haben sie drei Kriege für ihre Freiheit ausgefochten in zwei Jahrzehnten. Und sie zermalmten alle ihre Feinde mit solcher Behendigkeit, daß alle Menschen, überall auf der Welt, in Ehrfurcht auf sie blickten. Es schien nicht, daß dies eine Armee von Sterblichen war. Wie in den glorreichen Zeiten der Könige und Propheten erstanden ihnen große neue Kriegshelden und Rabbiner und Gelehrte. Und als der dritte und letzte Krieg getan war, gingen sie hinauf in ihre altehrwürdige Hauptstadt. Viele von ihnen hatten die Namen ihres Exils aufgegeben und biblische Namen angenommen. Ben Gurion und Dayan und Rabin und Meir und Eban. Und sie standen vor der Westmauer des Tempels und beteten und tanzten und weinten vor Freude. – Und der Herr fühlte, daß sie ihm die Treue gehalten hatten und genug gelitten. Und er hieß sie, einen dritten Tempel zu bauen und in ihrem eigenen Land zu wohnen, für alle Zeiten. (Leon Uris, Autor von „Exodus“, am 20. Juni 1967, in: „Strike Zion!“, New York, 1967)
Soviel für heute. Ich hatte noch einiges zu anderen Punkten Ihres Briefes zu sagen. Das muß noch nachgeholt werden. Nächstens werde ich Ihnen auch über die Aktivitäten von Freunden und Feinden Israels hier in Freiburg zu berichten haben. Und schließlich noch: Das Zitat von Radio Kairo in meinem letzten Brief ist leider authentisch. Es stammt, wie das in diesem Brief, aus der täglichen Sendung für Übersee; ich habe sie auf Tonband mitgeschnitten.
Ihr Helmut Spehl