Bundeswehr agitiert Hunderttausende Schüler
Bundeswehr agitiert Hunderttausende Schüler
Von Frank Brendle, Junge Welt, 14. April 2015
![]() Wo gehts hier an die Front? Jugendoffizier will Kanonenfutter werben. Schulklasse mit Rekruteur in Villingen-Schwenningen, Mai 2014
Foto: Patrick Seeger/dpa-Bildfunk
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Die Bundeswehr hat im vergangenen Jahr ihre Werbung an Schulen weiter ausgebaut. Karriereberater, die für den »Arbeitgeber« Bundeswehr werben, nahmen an rund 1.000 Projekt- und Berufsbildungstagen auf Schulhöfen teil. Dabei erreichten sie mit 185.000 Schülern doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Diese Zahlen teilte die Bundesregierung auf Anfrage der Linken-Abgeordneten Ulla Jelpke mit. An weiteren 1.500 Schulen hielten die Rekrutierungsoffiziere Vorträge, an denen 139.000 Schüler teilnahmen. In Jobcentern und Arbeitsämtern verdoppelten die Militär-Werber ihre Vorträge auf 1.000 und erreichten 20.000 Personen.
Weitgehend konstant blieben die Einsatzzahlen der Jugendoffiziere. Diese sollen den Schülern die politische Legitimation der Bundeswehr und ihrer Einsätze vermitteln. Sie erreichten trotz rückläufiger Jahrgangsstärken 119.000 Schüler, ein Plus von 2.000. Zu den Arbeitsmethoden gehören auch hier neben Frontalvorträgen vor allem Seminare und Truppenbesuche. Fast 37.000 Schüler folgten den Einladungen zu solchen Stippvisiten in die Kasernen.
Auch das Lehrpersonal wird massiv vom Militär umworben: 11.855 Lehrern und Referendaren (100 mehr als 2013) wurden allein durch die Jugendoffiziere die offizielle Sicherheitspolitik erläutert, teilweise bei mehrtägigen Seminaren.
Auf zivilen Messen vor allem im Freizeit- und Ausbildungsbereich waren ebenfalls deutlich häufiger Bundeswehr-Werbestände vertreten. Bei 1.800 solcher Ausstellungen – 300 mehr als im Vorjahr – erreichte die Bundeswehr nach Angaben der zivilen Messeveranstalter 19 Millionen Menschen. Rasant gestiegen sind zudem die Zugriffsraten für die »Karriere«-Seite der Bundeswehr im Internet: von 3,6 Millionen auf 5,5 Millionen Klicks.
In diesem Jahr wird der Posten für Nachwuchswerbung im Militärhaushalt um fünf auf 35 Millionen Euro erhöht.