Das Who’s who der TTIP-Verhandlungen: Das Rechercheportal Correctiv hat die Karrieren der Chefverhandler recherchiert
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16.04.2015 / Inland
Das Who’s who der TTIP-Verhandlungen: Das Rechercheportal Correctiv hat die Karrieren der Chefverhandler recherchiert
Das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa wird geheim verhandelt – so weit, so bekannt. Doch diese Aussage bezieht sich in der Regel auf die Inhalte des Abkommens, auf den Vertragstext. Wer aber sind die Leute, die um den konkreten Inhalt der vielen Passagen ringen? Von ihnen ist ebenso wenig bekannt. Noch am ehesten geläufig sind die Chefunterhändler. Auf Seiten der USA ist dies Michael Froman, für die EU-Kommission haben die Handelskommissarin Cecilia Malmström sowie ihr Chefunterhändler Ignacio Garcia Bercero das Sagen.
An den Verhandlungen beteiligt sind aber viel mehr Leute – insgesamt sollen es 190 sein, 70 von ihnen sind Chefverhandler zu bestimmten Themengebieten. Sie sind Experten auf Gebieten wie Chemie, Finanzdienstleistungen, geistiges Eigentum oder Kosmetik. In der Regel sind sie hohe Beamte in der US-Handelsbehörde oder der EU-Kommission. Ihre Karrierewege hat nun das Rechercheportal Correctiv in einer interaktiven Netzwerkanalyse veröffentlicht.
Warum? Weil nur so die Öffentlichkeit eine Chance habe, mögliche Interessenkonflikte zu erkennen. Correctiv nennt ein Beispiel: Roman Mokry arbeitet einst für den weltweit größten Kosmetikkonzern L’Oreal, dann war er für die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Rödl&Partner für Unternehmen in der Slowakei und der Tschechien Republik tätig. Heute verhandelt er für die Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und Kleine und Mittlere Unternehmen in – na, was wohl? – in Sachen Kosmetik. Es liegt nahe, dass er dabei die Interessen der Kosmetikhersteller vertritt – und sich nicht plötzlich für Verbraucherschutzthemen begeistert.
Es fällt generell auf, dass in der von Correctiv zusammengetragenen Liste von Organisationen überwiegend Behörden, Ministerien, Banken und Rechtsanwaltskanzleien zu finden sind.
Das Rechercheportal schreibt, dass sowohl die US-Behörden als auch die Auskunftsstellen der EU-Kommission nicht gewillt waren, Auskunft über die »TTIP-Dealer« zu geben. Umso beachtenswerter die Informationen, die Correctiv dennoch zusammengetragen hat. Sie wissen, dass es noch zu wenig ist – und bitten daher darum, ihnen Informationen zukommen zu lassen. nd