Der Wunderheiler: Bulatow im Brutkasten – Wie der Krieg gebrütet wird
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DIENSTAG, 4. FEBRUAR 2014
Der Wunderheiler: Bulatow im Brutkasten
So geht die offizielle Version: Jede Stelle seines Körpers tue ihm weh, sagt Dmytro Bulatow im Krankenhaus; seine Entführer hätten ihm sein “Gesicht zerschnitten, ein Stück Ohr abgeschnitten, gedroht, ein Auge auszustechen, ihn zusammengeschlagen, ihn gekreuzigt und an eine Tür genagelt”. Acht Tage lang war der “Aktivist vom Maidanplatz” in Kiew (dpa) verschwunden, von unbekannten Personen entführt, die einen “russischen Akzent” hatten, wie er sagt. Die Männer hätten gefragt, wer ihn bezahle und von wem er den Auftrag habe, einen Umsturz zu organisieren. Nach seiner Rückkehr präsentierte Bulatow der Weltpresse dann seinen augenscheinlich schwer gepeinigten Körper: Blutüberströmt, zerschlagen, schwarzrot vergrindet. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich “entsetzt angesichts dieser Grausamkeit”.
Allerdings: Bei näherem Hinsehen, das sich die Leitmedien aus respekt vor dem Schmerz des Opfers kollektiv sparen, tauchen Ungereimtheiten auf. Das Blut im Gesicht von Bulatow ist dick verschorft, dick genug, denn offenbar sieht auch die Klinik nach seiner Rettung vor den Entführern keinen Bedarf, es abzuwaschen und die Wunden darunter zu versorgen. Spätere Videoaufnahmen verraten warum: Unter dem Schorf ist gar keine Wunde.
Seltsam auch der Oberkörper des Folteropfers. Zwar zeigt Bulatow anfangs vor der Kamera ein blutgetränktes Unterhemd – und das Blut ist auch acht Tage nach dem Beginn der Torturen sogar noch feucht. Aber andere Aufnahmen, die den Dissidenten später mit nacktem Oberkörper zeigen, stellen die Frage, wo all das Blut wohl hergekommen sein kann. Bis auf einen blauen Fleck am Oberarm ist Bulatow nämlich zumindest dem Augenschein nach unverletzt. Keine Schnitte, kein Schorf, keine Verletzungen.
Auf ähnliche Weise geben seine Hände Rätsel auf. Trotz der von ihm selbst beschriebenen Kreuzigung finden sich ausweislich der Bilder aus dem Krankenhaus keine Spuren der Torturen an seinen Händen. Kein Nagelloch, keine Wunde. Auch die Ärzte konnten wohl keine finden: Bis zum Besuch von Oppositionsführer Klitschko am Krankenbett sahen sie nicht einmal eine Veranlassung, die gemarterten Hände Bulatows auch nur zu verbinden.
Später, als Journalisten nachfragten, ob Bulatow nähere Einzelheiten erzählen könne, hieß es von einem seiner Vertrauten, der Gefolterte sei inzwischen „bewusstlos“. Offenbar eine Spätfolge der Folterungen von eher ungewöhnlicher Art, denn die Bewusstlosigkeit hielt an, bis Bulatow nach Litauen ausreisen durfte.
Dort zeigte sich der wackere Widerständler wie wundergeheilt: Bis auf ein Heftpflaster, das entlang der Konturen eines durchaus vollständigen Ohres geklebt wurde, sind Spätfolgen der grausamen Übergriffe so wenig zu sehen wie ein “zerschnittenes Gesicht”. Selbst dort, wo zuvor dicker Grind von fürchterlichsten Folterungen kündete, zeigt sich die Haut rosig und glatt.