Klartexte 12 Kommentar 8
Die oft zitierte Wendung aus Herzls “Altneuland” Lautet: “Wenn Ihr wollt, ist es kein Märchen”.
Beim 7. Zionistenkongreß fand Max Nordau, der erste Vorsitzende des Kongresses, in seiner Trauerrede auf Herzl die passenden Worte: “Unser Volk hat einen Herzl gehabt, aber unser Herzl hat kein Volk gehabt.”
“Als er seinen Weckruf an das jüdische Volk ertönen ließ, da sammelte sich statt der bestimmt erwarteten Millionen nur ein kleines Häuflein um ihn; dieses Häuflein ist ihm bis zu seinem letzten Atemzuge treu geblieben, es hat sich im Laufe der Jahre auch stattlich vermehrt, aber selbst jetzt, nach neun Jahren leidenschaftlicher Propaganda, macht es erst etwa ein Sechzigstel der gesamten Judenheit aus. Ein Sechzigstel! Und mit der Arbeit und den Opfern dieses armen winzigen Sechzigstels sollte das Ganze, das reiche, das große, teilnahmslos beiseite stehende Ganze befreit werden.” (Max Nordau’s zionistische Schriften. Köln und Leipzig 1909, Seite 163).
In Max Nordaus Rede zum 3. Zionistenkongreß heißt es über die Rabbiner:
“… Diese Millionen (Juden) gehen in die Synagoge; die meisten von ihnen täglich, alle am Sabbat und an den Festtagen. Sie blicken zu ihren Rabbinern als zu ihren bestellten Lehrern auf. Die Rabbiner hoben ihr Ohr – sie hatten die Pflicht, ihnen die frohe Botschaft des neuen Zionismus zu verkünden. Warum haben sie diese Pflicht nicht erfüllt? Wohlverstanden: ich denke hier nicht an die sogenannten Protestrabbiner des Westens. Mit diesen sind wir fertig und hoffen, daß auch das jüdische Volk bald mit ihnen fertig sein wird. ich habe die glaubenstreuen Rabbiner des Ostens im Auge, an deren gut jüdischer Gesinnung billig niemand zweifeln wird.
Diese Rabbiner fragen wir: ‘Weshalb steht ihr abseits? Weshalb schweigt ihr? Weshalb führt ihr eure Gemeinde, die euch folgt, nicht mit entfalteter Davidsfahne ins zionistische Heerlager?’… ” (Nordau, a.a.O., Seite 88 f.). In der gleichen Kongreßrede sagte Nordau über die Christen:
“Das Wohlwollen der mächtigsten Persönlichkeiten und edelsten Geister der christlichen Welt ist einer unserer allerwertvollsten Aktivposten. Wir haben da einen großen Kredit, auf den wir für den gegebenen Augenblick rechnen.” (Nordau, a.a.O., Seite 85).
In dem 16 Monate zuvor in Berlin gehaltenen Vortrag: “Der Zionismus und seine Gegner” war Nordau noch so “unvorsichtig” gewesen, sich das Wohlwollen der “edelsten Geister der christlichen Welt” durch allzu sarglose Bekanntgabe der Interna der Kreditgewährung beinahe zu verscherzen: