Klartexte 5 Kommentar 6
Reinheit der Waffen: Wörtliche Übersetzung von ‘Tohar ha-neschek’ gemeint ist: Kriegs- oder Waffen-Ethik.
Amnon Rubinsteins beiläufige Worte: “Von jeher gab es in Israel eine Debatte über den Begriff der ‘Reinheit der Waffen’ … “, enthalten mehr als beim ahnungslosen Lesen hängen bleiben kann. Vor vielen Jahren fand ich einen deutlicheren Hinweis, der mir damals nicht ganz verständlich war, der aber meiner seitherigen Erfahrung nach für die Ara Ben Gurion, d. h. der Regierungen der Arbeiterparteien, als durchaus korrekt zu bezeichnen ist: “Einige (der Greueltaten) sind vielen Leuten in Israel bekannt, sie werden jedoch aus ‘nationalem Interesse’ vor herumschnüffelnden Ausländern verheimlicht und in der Presse niemals veröffentlicht, Die (israelische) Presse hat jedoch (kürzlich) nebenbei erwähnt, daß das Kabinett in seiner wöchentlichen Sitzung die Frage der ‘Reinheit der Israelischen Waffen’ diskutiert hat. Dieser Ausdruck hat In Israel eine ganz bestimmte Bedeutung. Er taucht immer dann auf, wenn die Armee Greueltaten begangen hat, und diese einer begrenzten Öffentlichkeit bekannt werden.” (ISRAEL IMPERIAL NEWS, März 1968. Herausgegeben von Schimon Tzabar, A. Orr /London und Dan Omer/Jerusalem. Es handelt sich um eine Matzpen-Zeitschrift).
Die Ära Begin hat in dieser Hinsicht eine Liberalisierung gebracht. Seither sind in der hebräischen Presse Sätze wie die folgenden keine Seltenheit: “Eine der Legenden über Zahal (die israelische Armee) betrifft die Reinheit der Waffen. Gewisse Leute erzählen Geschichten, wonach Zahal diesbezüglich einen hohen Standard hat… Als Faustregel kann man sagen, daß das ganze Kapitel ‘Reinheit der Waffen’ völliger Unfug ist.” (Gad Sefer in JEDIOTH AHARONOT, 16. April 1978).
Die “Liberalisierung” auf diesem Sektor macht neuerdings Fortschritte in zwei miteinander korrelierten Richtungen: Enthüllungen über Massaker aus der Begin-Vergangenheit, als Terroristen-Chef, werden mit Enthüllungen über Massaker aus der Vergangenheit der Arbeiterpartei unter Ben Gurion gekontert; und beiden Seiten ist daran gelegen, die ‘nationalen Verdienste’, die letzten Endes daraus resultierten, gebührend für sich gebucht zu bekommen. Diese innenpolitische Konstellation muß für das Verständnis des folgenden im Auge behalten werden. Selbstverständlich hat die nicht-hebräische Medienwelt von dieser “Liberalisierung” bisher keinerlei Notiz genommen.