Lancet-Studie veröffentlicht erscheckenden Ergebnisse über Griechenlands Gesundsheitswesen
Lancet-Studie: Leugnung der Fakten
Von Hansgeorg HermannDie Studie unter dem Titel »Griechenlands Gesundheitskrise: Von der Austerität zur Leugnung der Fakten« berichtet darüber, »wie Sparmaßnahmen die Gesundheit der griechischen Bevölkerung und ihren Zugang zu öffentlichen Gesundheitsdiensten beeinträchtigt haben« und »untersucht die politische Antwort auf die Gesundheitstragödie« des Landes.
Wie sie schreiben, haben Streichungen dazu geführt, daß das Land inzwischen von allen alten EU-Staaten (vor 2004 Mitglied) am wenigsten Geld für die Gesundheit bereitstellt. Die Regierung in Athen habe 2012 die von der Troika geforderten Kürzungen sogar überboten, ihr damals verantwortlicher Minister Andreas Loverdos gar geprahlt, seine Verwaltung benutze »Schlachtermesser«, um den Gesundheitsetat zu beschneiden. In der Tat seien die Ausgaben von 4,37 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 2,88 Milliarden 2012 und 2014 auf zwei Milliarden gekürzt worden.
Die Folgen seien verheerend. In erster Linie treffe die Zerstörung des Gesundheitssystems Kinder und alte Menschen. Die seit 2009 immer schneller wachsende Arbeitslosigkeit habe Hunderttausenden ihren Versicherungsschutz genommen – er erlischt nach zwei Jahren ohne Beschäftigung – und damit den Zugang zu medizinischer Versorgung. Mehr als ein Drittel aller Kinder des Landes könnten in ihren Familien nicht mehr ausreichend ernährt werden. 20 Prozent aller Neugeborenen kämen mit Untergewicht zur Welt, die Zahl der Totgeburten sei auf 21 Prozent angewachsen. Die Säuglingssterblichkeit sei in den vergangenen vier Jahren um 43 Prozent angestiegen. Geradezu explodiert sei die Zahl der Suizide. Sie stieg seit Beginn der griechischen »Krise« um rund 45 Prozent. Malaria kehre zurück, Tuberkulose breite sich vor allem unter den Alten aus. »Offizielle leugnen, daß sozial schwache Gruppen vom Zugang zu Gesundheitseinrichtungen ausgeschlossen sind«, heißt es in der Studie. Das Verweigern von öffentlicher Anerkennung dieser Tatsachen durch die griechische Regierung und internationale Institutionen sei »bemerkenswert«.