Monolog eines hohen Sicherheitsbeamten
Übersetzung aus MA’ARIV (Tel Aviv), 7. Mai 1978
von Uri Dan
Innerhalb des Sicherheitsbereichs gibt es nicht wenige Offiziere, die die Art und Weise, wie Brigadegeneral Hagoel bestraft wurde, schärfstens verurteilen. Das deutlichste Zeichen dafür ist die Tatsache, daß Stabsoffiziere der Militärregierung nicht zögerten, dem Verteidigungsminister wegen der Entlassung ihres ehemaligen Vorgesetzten ein Protesttelegramm zu schicken. Ein solcher Protestschritt ist ohne Vorbild im Sicherheitsapparat. Und das ist lediglich der Schaum auf den Wellen: darunter kocht eine Lava von Verbitterung. Während die Notabeln von Judäa und Samaria und die Bewohner der Gebiete sich über die Bestrafung von Hagoel befriedigt zeigen, gibt es eine nicht vernachlässigbare Zahl von allerhöchsten Sicherheitsbeamten, die mit scharfer Kritik nicht zurückhalten, zumindest über die Art, in der diese Affäre behandelt wurde.
Einer von ihnen hat sich an mich gewandt und sich in einem verärgerten Monolog folgendermaßen geäußert:
"Wenn gewisse Leute glauben, Brigadegeneral Hagoel sei schuldig, dann muß das bewiesen werden. Der Untersuchungsoffizier genügt nicht. Das ist kein Gerichtsverfahren. Wenn gewisse Leute behaupten, Hagoel habe einen Lügenbericht gedeckt – und das ist eine sehr ernste Beschuldigung gegen einen Offizier seines Rangs – dann muß das von einem Gericht bewiesen werden, oder es sollte zumindest eine Untersuchungskommission eingesetzt werden.
Natürlich hat ein Kommandeur das Recht, seinen Untergebenen zu entlassen oder zu versetzen. Aber solange nicht ein Gericht festgestellt hat, was wirklich geschah, ob Hagoel die Sache gedeckt hat oder nicht, oder ob er vielleicht das unschuldige Opfer von Berichten wurde, darf sein Fall nicht abgeurteilt werden.
Der Verteidigungsminister und der Generalstabschef können zu einem Schluß kommen, ein Gericht zu einem anderen. Sie glauben, auf Grund der Untersuchung des eingesetzten Offiziers, daß Hagoel die Wahrheit über die Granaten, die in die Schule geworfen wurden, schon kannte, ehe er das Dementi für den Armee-Sprecher formulierte. Aber ein Untersuchungsoffizier ist kein Gericht!
Solange kein Richterspruch gefällt wurde, muß Hagoel als unschuldig gelten… Wenn dieses Prinzip nicht mehr gelten soll, dann müssen die jetzigen Regeln und Gesetze auch auf andere angewandt werden, die für andere Berichte verantwortlich sind, die sich kürzlich als nicht korrekt und als wahrheitswidrig herausgestellt haben.
Zum Beispiel: Der Verteidigungsminister wurde über die vertraglichen Einschränkungen für den Einsatz der Splitterbomben, die wir gegenüber den USA eingegangen sind, nicht in Kenntnis gesetzt (10).
Oder ein anderes Beispiel: Der total falsche Bericht, wonach israelische Einheiten, die während der Libanon-Invasion zum Litani vorstießen, libanesische Dörfer wie Tibne, und andere, deshalb besetzt haben, weil die Einwohner weiße Fahnen hißten. Die Wahrheit ist und das kann nachgewiesen werden daß ranghohe Offiziere von Generalstabschef Gur die Anweisung erhielten, die Übergabe und das Hissen der weißen Fahnen zu "arrangieren", damit der Generalstab einen geeigneten Vorwand für die Einnahme der Dörfer hatte. Das wurde mit Wissen der Regierung betrieben. Aber die Regierung ist natürlich nicht "Juky" Hagoel. Ihr ist alles erlaubt, und sie kann nicht wegen Irreführung des Volkes entlassen werden."
Das ist der Monolog des hohen Sicherheitsbeamten, der seit langem mit Angelegenheiten der (besetzten) Gebiete und der arabischen Einwohner befaßt ist.
Übersetzung aus MA’ARIV (Tel Aviv), 5. Mai 1978
Der Kommandant des Distrikts Bethlehem, Oberstleutnant Nathan Rum und sein Stellvertreter, Major Nissim Cohen, wurden gestern von Moshe Levi vom Zentralkommando wegen ihres Verhaltens in der Beit Jala – Affäre getadelt. Die beiden Offiziere wurden gestern nacheinander zu Levi gerufen und mußten darlegen, weshalb ausdrückliche Befehle nicht befolgt und Berichte nicht ordnungsgemäß angefertigt wurden. Mit der Tadelung der beiden Offiziere ist die Angelegenheit um die Verwendung von CS-Gas in einer Schule in Beit Jala erledigt.
Die beiden Offiziere werden anscheinend ihr Amt im Distrikt Bethlehem weiterhin ausüben (11).
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