Nachtrag
AMERIKANISCHE KOSTEN EINER ISRAELISCHEN IMAGE-PFLEGE
Uri Dan in MA’ARIV, 21. Februar 1979 (Übersetzung aus dem Hebräischen)
… Unter anderem glaubte der Schah von Persien, daß Israel über die "internationalen jüdischen Beziehungen" großen Einfluß auf die internationalen Medien hat, in Washington sowohl wie auch in ganz Amerika. Aus diesem Grund hat er 20 Jahre lang die Dienste Israels auf diesem Gebiet in Anspruch genommen. Durch Vermittlung des Außenministeriums in Jerusalem wurden israelische Journalisten nach Persien geschickt, um das Image des Schah in den Augen der Welt zu verbessern. In der Hoffnung auf größeren Erfolg wurden mit dem gleichen Ziel durch israelische Vermittlung amerikanische Experten engagiert. Der Schah und seine Leute wandten sich häufig mit der Bitte an israelische Minister und Beamte, den Einfluß der jüdischen Lobby in den USA auszunutzen, um dem Schah und Iran dadurch zu helfen, daß ein "positiveres Bild" seines Regimes gezeichnet wird. Zum Beispiel gingen viele Bitten des Hofes über Jerusalem an Henry Kissinger, als dieser amerikanischer Außenminister war, und auch schon vorher, als er unter Präsident Nixon Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates war. Der Schah hat Israel auch um Unterstützung gebeten, Präsident Carter in der Frage der Menschenrechte nachgiebiger zu stimmen.
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Herbert von Borch in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, 20. Januar 1979.
Eine abgrundtiefe Unkenntnis des Landes führte die amerikanische Politik im Iran in die Irre
Präsident Carter hofft (nach dem Sturz des Schahs) auf Kontinuität. Dies ist seine Formel, um in der ersten schweren außenpolitischen Krise seiner Amtszeit, für die er mitverantwortlich ist, zu retten, was noch zu retten ist. Die Krise besteht nicht darin, daß Schah Reza Pahlevi den Thron räumen mußte, sondern daß er damit die amerikanische Position im Iran mit sich riß. Den Sturz begleitet der Ausbruch des Anti-Amerikanismus in einer Nation, der die USA seit 1970 für 20 Milliarden Dollar Waffen geliefert haben, deren wirtschaftliche und militärische Infrastrukturen amerikanisch geprägt sind.
Der Anti-Amerikanismus ist selbstverschuldet durch eine blinde Politik des Blankoschecks, die dem Schah unter vier Präsidenten nach Kennedy – der den Kaiser von Iran für größenwahnsinnig hielt – alle Wünsche erfüllte. Diese Politik wurde gefördert durch eine irreführende Berichterstattung der Nachrichtendienste und eine abgrundtiefe Unkenntnis über das iranische Volk innerhalb der großen amerikanischen Kolonie, durch eine völlige Abwesenheit von Kontakten zum iranischen Establishment, zur neuen Mittelklasse, zu den Studenten und dem Offizierskorps unter Generalsrang.
… Erste Opfer sind die elektronischen Überwachungsanlagen auf iranischem Boden, mit denen die CIA das Wurfgewicht, die Reichweite und die Zahl von Mehrfachsprengköpfen sowjetischer Rakaten in Flugtests überwachen konnte, etwas, wozu die Erkundungssatelliten nicht ohne kostspielige Modernisierung fähig sind. Beschädigt ist auch die Glaubwürdigkeit der Nachrichtendienste, die sich im Fall Iran so fügsam politischen Direktiven von oben anpaßten und eben das nicht boten, was ihr englischer Name Intelligence besagt. Noch im vorigen August berichtete die CIA dem Weißen Haus: "Iran ist nicht in einer revolutionären, noch nicht einmal vorrevolutionären Lage. Es besteht Unzufriedenheit über die strikte Kontrolle des politischen Prozesses durch den Schah, aber dies bedroht nicht die Regierung."
Es ist nicht verwunderlich, daß Carter aufgrund solcher Informationen in der Silvesternacht 1977 in Teheran folgenden Trinkspruch auf den Schah ausbrachte: "Iran ist unter der großen Führung des Schahs eine Insel der Stabilität. Dies ist ein Tribut der Bewunderung und Liebe, die Ihnen Ihr Volk gibt."