So lang [die Besatzung] liberal ist
SO LANG ES LIBERAL IST
Von Efraim Sidon*
* Übersetzung aus dem Hebräischen. DAVAR, 11. September 1981.
Während der vier Wochen meines kürzlichen Reservedienstes hatte ich Gelegenheit, ein liberaler Okkupant zu sein. Ich trug eine aufgeklärte Maschinenpistole, fortschrittliche Ausrüstung und einen Menschenrechtsknüppel. Sogar die Handschellen, die ich als Teil der Standartausrüstung bei mir hatte, entpuppten sich als fesselnder Gegenstand der Menschenliebe. Kurz und gut, kein grausam-brutaler Kriegsknecht in grobgenagelten Stiefeln, kein Pogromist, der wahllos auf die Zivilbevölkerung einschlägt, sondern ein wahrhaft liberaler Besatzer, der peinlich darauf achtet, die Papiere der Gefangenen in höflichem und korrektem Ton zu verlangen, wenn er wahllos jeden arretiert, nach dem ihm grad der Sinn steht. Und wenn er bei der Straßensperre jeden dritten, oder jeden blauen Wagen stoppt, oder jeden Wagen mit einer 8 an letzter Stelle auf dem Nummernschild, wenn er einen x-beliebigen Wagen auswählt und ihn stundenlang durchsucht, die Passagiere zum Aussteigen nötigt und all ihre Habe auf die Straße wirft, dann übt er Rücksicht und dankt sogar noch für die gutgelungene Zusammenarbeit. Und wenn er und seine Freunde eines Tages sehen, wie einer der Kantinenköche auf einen gefesselten Gefangenen, der mit verbundenen Augen zum Verhör geholt wird, mit dem Gewehrkolben einschlägt, und ein anderer ihn mit Fäusten malträtiert, so rein zum eigenen Vergnügen, weil die Kantine geschlossen ist, und die beiden keinen besseren Zeitvertreib haben, – ja, dann verfassen die liberalen Okkupanten eine Beschwerde gegen den Koch und den Kumpan und schicken sie der zuständigen Armee-Behörde, um Dir und mir zu zeigen, ‘daß der Nahe Osten niemals aufgeklärtere Besatzer sah, als die israelischen Soldaten.