Spitzmarke: Journos aller Sender, Agenturen und Verlage, vereinigt euch
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Spitzmarke
Journos aller Sender, Agenturen und Verlage, vereinigt euch – zur Stussproduktion.- Inzwischen rangiert der Journalistenberuf dank eures unermüdlichen Wirkens auf der nach unten offenen Wertschätzungsskala zwischen Fußpilz und Brechreiz, in „gleicher Augenhöhe“ mit „Politiker“ und unterhalb von „Schweinepest“. Wenn ich die Gründe dafür aufzählen wollte, wäre das Umweltverschmutzung, denn ich müsste dazu etliche Kilometer Papier verbrauchen. Was tun? Ein klassisches Beispiel vorführen.
(12. November 2014)
http://www.t-online.de/nachrichten/specials/id_71762976/nato-bestaetigt-russland-erhoeht-militaerpraesenz-in-der-ostukraine.html
„Dem Waffenstillstand zum Trotz: Russland erhöht offenbar im Osten der Ukraine die Militärpräsenz.“
„offenbar“. Schon gleich im Titel. Der Gebrauch dieses Wortes ist mittlerweile inflationär, es taucht in fast jeder sogenannten Nachricht auf. Als Synonym für „ich weiß nix“, „ich habe keinen blassen Schimmer von der Sache“ und „ich war zu faul, mich um eine Bestätigung zu bemühen“. Oder: „zu unfähig“. Oder: „Ich hatte weder die Zeit, noch das Geld noch überhaupt eine Möglichkeit, der Geschichte auf den Grund zu gehen. Aber: Ich musste was bringen, weil´s die anderen auch bringen, weil´s von der NATO kommt, weil´s ein Offizieller gesagt hat.“ Weitere Varianten vom intellektuellen Offenbarungseid kann sich jeder selbst ausdenken.
Im Text unter dem Titel wird ausgeführt:
„Die Nato hat Berichte bestätigt, wonach die russische Militärpräsenz im Osten der Ukraine verstärkt wird. ‚In den vergangenen zwei Tagen haben wir dasselbe gesehen, was die OSZE berichtet: Wir haben Kolonnen russischer Ausrüstung gesehen, vor allem russische Panzer, russische Artillerie, russische Luftabwehrsysteme und russische Kampftruppen, die in die Ukraine gebracht werden’, sagte der Nato-Oberkommandeur, der US-General Philip Breedlove.“
Würde ein seriöser Journalist diese Aussage einfach weitergeben? Nein. Auf gar keinen Fall. Er würde sie sofort auf ihre Belastbarkeit überprüfen, und falls er dazu nicht in die Ostukraine düsen und selbst nachgucken kann, zumindest bei der OSZE gegenrecherchieren. Weil er nämlich berücksichtigt, dass
1. die NATO kein Hort der Wahrheit und Weisheit ist, sondern ein Kriegsbündnis mit eindeutigem Partikularinteresse, derzeit: Ausdehnung bis an die russische Grenze, Einwerbung zusätzlicher Finanzmittel, Truppen und Waffensysteme, Hochrüstung zum Krieg
2. ihr Anführer, ein großmäuliger Yankee-General in Cowboystiefeln, noch weniger glaubwürdig ist als ein Kaplan, der grad aus dem Puff kommt und behauptet, er habe den Damen die Letzte Ölung gespendet
3. erfahrungsgemäß alle Nachrichten, die im Kiewer Dunstkreis geboren wurden, sich letztlich als falsch bzw. verlogen, irreführend und friedensgefährdend erwiesen haben und um, weil´s der Anstand gebietet, dem dortigen Faschistenpack nicht auch noch den Scheinheiligenschein zu polieren
4. selbst Goofy zumindest bis hundert zählen kann und in der vorliegenden Meldung dieser entlarvende Satz steht: „Die genaue Anzahl der Einheiten sei unklar, doch bestünde Einigkeit, dass es ‚zahlreiche Kolonnen’ seien.“
„Einigkeit“. Also haben unbekannte angebliche Beobachter sich drauf verständigt, mitzuteilen, dass sie beim Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ nicht ganz fertig geworden sind, aber trotzdem schon mal eine Belohnung haben wollen.
Der seriöse Journalist würde im konkreten Fall von der OSZE erfahren, dass sie auf ihrer Info-Seite keine Meldungen über ein russisches Eindringen in der Ostukraine mit zahlreichen Kolonnen von Panzern, Artillerie und Flugabwehrsystemen führt. Das wäre nämlich eine Invasion, und die NATO hätte längst Vollalarm, wenn das Märchen von den russischen Kolonnen in der Ostukraine stimmte. Deshalb würde der seriöse Journalist das Giftfass Breedlove-NATO-AFP-Blitzmeldung als AgitProp auf die Sondermülldeponie schaffen lassen, wo es hingehört.
Nicht so unsere Schurnos. „Mögen hätten sie vielleicht schon gewollt, aber dürfen haben sie sich nicht getraut,“ könnte man den Karl Valentin zitieren – wenn man annehmen wollte, sie hätten das kriegsgeile Breedlove-Sekret als solches erkannt. Nein, sie servieren den Scheiß der Öffentlichkeit und sichern sich mit dem Wörtchen „offenbar“ gegen den Vorwurf der absichtlichen Falschmeldung ab.
Zählen Sie mal mit, wie oft inzwischen diese Floskel „offenbar“ in unseren Nachrichten in Rundfunk, Fernsehen und Presse vorkommt.
Inflationärer Fehlgebrauch ist zu konstatieren. Arschgeigen im Journalistenberuf oder ausgebeutete Fließbandtexter ohne Qualifikation: Ihre Anzahl nimmt ständig zu. Schauen Sie doch selbst nach, wenn Sie es nicht glauben mögen.
Aber notieren Sie bitte zuvor: ‚Wer „offenbar“ sagt, weiß nicht, was wirklich Sache ist. Er stottert und spekuliert. Seine „Information“ ist wertlos.
Ein N I C H T S.
Volker Bräutigam