Stigmatisierung statt Aufklärung von Ansgar Schneider, Buchbesprechung
Ansgar Schneider, Stigmatisierung statt Aufklärung, Peace Press, 2018, 162 Seiten mit 27 Abbildungen
Buchbesprechung durch Elias Davidsson, 20.7.2018
Das vorliegende Buch des Physikers Dr. Ansgar Schneider befasst sich mit einem allgemeinen gesellschaftlichen Problem, nämlich mit der Misere der intellektuellen Debatte in Deutschland. Der Autor belegt dies durch zahlreiche Beispiele, insbesondere durch die Verwendung des Begriffes Verschwörungstheorie als Kampfmittel, um Menschen und Ideen zu diskreditieren.
Zur Veranschaulichung dieser Methode der Gegen-Aufklärung, zieht der Autor das Thema 9/11 heran, und zwar die Zerstörung der Zwillingstürme des World Trade Centers (WTC) und die Zerstörung von WTC 7.
Das Gebäude WTC 7 war der dritte Wolkenkratzer, der am 11. September 2001 in New York, einstürzte. Zahlreiche Menschen haben von diesem Einsturz nie etwas gehört. Das Besondere bei diesem Einsturz war, dass das 47-stöckige Gebäude nicht von einem Flugzeug getroffen wurde und trotzdem plötzlich und vollständig zusammenbrach. So etwas gab es noch nie, außer durch kontrollierte Sprengungen. Tatsächlich erklärten am Tag des Ereignisses einige Beobachter, darunter bekannte Journalisten, dass der Einsturz von WTC 7 sie an eine kontrollierten Sprengung erinnerte. Diese Aussagen verschwanden aus den Leitmedien sobald die offizielle Darstellung des Ereignisses in Stein gemeißelt wurde.
Der Autor belegt durch aktuelle wissenschaftliche Arbeiten, dass die offizielle Erklärung zum Einsturz der drei Wolkenkratzer mit den Gesetzen der Physik nicht vereinbar ist. Er verweist auf zahlreichen Widersprüche und vorsätzlichen Unterlassungen bei der offiziellen Untersuchung des Einsturzes. Der Autor vertritt mit Recht die These, dass die Gebäude durch Sprengstoff zerstört wurden.
Als Laie bin ich zwar nicht imstande, allen wissenschaftlichen Argumenten des Autors zu folgen und alle Quellen zu überprüfen, aber auch ohne absolutes Tiefenverständnis ergibt sich für den Laien das klare Bild, dass die Zwillingstürme und WTC 7 gesprengt worden sind (siehe Kapitel 6 und 7 meines Buches Psychologische Kriegsführung und gesellschaftliche Leugnung, Zambon Verlag, 2017).
Schneider ist nicht der erste Wissenschaftler, der zu diesen Ergebnissen gekommen ist, denn mehr als 2.900 Architekten und Ingenieure in den USA und weltweit sind inzwischen zur selben Schlussfolgerung gekommen. Schneiders Buch ist die erste umfassende Abhandlung über die naturwissenschaftlichen Aspekte der Zerstörung der drei Wolkenkratzer, die in Deutschland erscheint. Deutsche Physiker und Bauingenieure sollten daher unbedingt dieses Buch lesen.
Das vom Autor herangezogene Sachwissen dient gleichzeitig als Beleg für die Verwesung der wissenschaftlichen Debatte in Deutschland: Der Ersatz von sachlicher Debatte durch Scheinargumente, Obrigkeitsglaube und pure Diffamierung.
Von besonderem Interesse im Buch scheint mir die Aufarbeitung der vielfältigen Methoden der Gegen-Aufklärung, die sogar von renommierten Wissenschaftlern betrieben wird.
Der Autor bezieht sich immer wieder auf zwei Wissenschaftler, die systematische Gegen-Aufklärung betreiben: Sergio Benvenuto, ein italienischer Psychoanalytiker und der Amerikanist Michael Butter. Benvenuto hatte im Juni 2016 ein Beitrag in der Sommerausgabe des Lettre International (sic) mit dem Titel “Verschwörungen allüberall” publiziert in welchem er Aufklärungsbemühungen, z.B. bei den Ereignissen des 11. September 2001, eine psychologische Abart unterstellt.
Für Butter hingegen, so schreibt Schneider, “ist der Wahrheitsgehalt der einzelnen Begebenheit allerdings nur von einer unterordneten Rolle, da es mehr um soziologische Gruppenphänomene und weniger um die jeweiligen Begebenheiten geht; Butter ist ein Verschwörungstheorientheoretiker.” (S. 29).
Butter bezweifelt u.A. die Existenz von Verschwörungen
“an denen Hunderte, wenn nicht, sogar Tausende von Menschen […] beteiligt [sind]” und zieht den Schluß, daß “der Umfang der Verschwörung […] oft dann ein ganz guter Indikator dafür [ist] wie wahrscheinlich es sein könnte und…wie wahrscheinlich es vielleicht ist, daß wir es dann doch mit einer Verschwörungstheorie die eben keine wahren Kern hat, zu tun haben.” (S. 19).
Diese Behauptungen sind nicht nur unbelegt sondern können leicht widerlegt werden, was Schneider auch tut.
Als weiteres Mittel der Gegen-Aufklärung versucht Butter salonfähig zu machen, dass die Wahrheit einer Tatsachenbehauptung durch die Zahl ihrer Verfechter abhängt, eine eher seltsame Meinung.
So soll er gesagt haben (S. 143):
“Daß es Hunderte von Physikern gibt, die eine Sprengung ausschließen, wird dabei natürlich [von 9/11-Skeptikern] nicht erwähnt.”
Schneider zeigt wie unsinnig diese Behauptung ist:
“Leider verrät Butter nicht, wer diese ‘Hunderte von Physikern’ sind, die sich mit der Sprengungshypothese befaßt haben und diese ausschließen, so daß ich mich bei Ihnen, lieber Leser, entschuldigen möchte, weil ich deren Argumente hier nicht präsentieren kann. Ich möchte jetzt nicht behaupten – auch wenn ich es vermute –, daß Butter seine Hunderte von Physikern frei erfundent hat (s.u.) aber ungeachtet davon, ob diese Hunderte tatsächlich existieren, verwendet Butter hier das Stilmittel des Autoritätsarguments: Er verzichtet auf ein Sachargument, das eine dritte Person aufgrund der verfügbaren Daten unabhängig nachvollziehen könnte, und verweist stattdessen auf hohe, uns leider unbekannte Eminenzen. […] Was Wahrheit ist, ist niemals die Frage einer demokratischen Abstimmung.
Butters Autoritätsargument ist nur die Hälfte der Wahrheit, denn es gibt über 2.900 namentlich bekannte Architekten, Ingenieure und Wissenschaftler, die eine Petition unterzeichnet haben, in der eine staatliche Neuuntersuchung der Gebäudeeinstürze gefordert wird. Es stehen also […] 2.900 Bekannte gegen Butters Hunderte von Unbekannten (Zur Beurteilung des Sachverhaltes ist dies aber selbstverständlich ebensfalls ohne Belang).”(S. 143)
Die 2.900 namentlich bekannten Personen sind zwar eine Minderheit unter allen Architekten und Ingenieure weltweit. Aber es wäre verfehlt zu behaupten, dass die Mehrheit der Architekten und Ingenieure das öffentliche Narrativ zur Zerstörung des WTC bestätigen. Dafür gibt es keine Belege. In der Tat äußert sich die Mehrheit dieser Fachleute überhaupt nicht zum Sachverhalt, sei es aus Ignoranz, Bequemlichkeit oder Angst. Nur sehr wenige Fachleute haben das öffentliche Narrativ der US-Regierung verteidigt. Es sind hauptsächlich Personen, die aus amtlicher Pflicht agieren. Das Schweigen der Mehrheit der Architekten und Ingenieure angesichts der immer größeren Kritik aus ihren eigenen Reihen, mag unterschiedliche Gründe haben. Es wäre wünschenswert die Gründe dieses Schweigens zu untersuchen, denn wenn das offizielle Narrativ stimmen würde, müssten weltweit die Bauordnungen geändert werden.
Der Autor führt fort (S. 17-18):
“So gibt es etwas erschreckend Unaufgeklärtes an Benvenutos und Butters Debatte, und das ist nicht so sehr das, was diskutiert wird, sondern das, was nicht diskutiert wird: Eine sachliche Diskussion jener naturwissenschaftlichen Befunde wird von Benvenuto und Butter nicht geführt. Die Beiträge erweisen sich so nicht nur als belanglos, sondern als völlig irreführend und frei von jedem Bezug zu entscheidenen Tatsachen. In diesem Sinne kann man die Debatte, die die beiden führen, mit vollem Recht als kontrafaktisch bezeichnen, d.h. gegen die Tatsachen gerichtet. Die beiden sind dabei keineswegs alleine, sondern sie werden seit Jahren von einer Vielzahl von Journalisten in ähnlichem Tonfall begleitet.”
Ich kann diesem Absatz größtenteils zustimmen. Die Sachliche Diskussion, die vermieden wird, bezieht sich aber nicht nur auf naturwissenschaftliche Befunde, wie der Autor schreibt, sondern auf alle tatbezogenen Befunde.
Im Kapitel über drei verschiedene Bedeutungen des Begriffes “Verschwörungstheorie” schreibt der Autor:
“In einer neutralen (wortgetreuen) Verwendung bezeichnet […] das zusammengesetzte Wort “Verschwörungstheorie” eine Person, die eine “Theorie” über den Hergang einer solchen Verschwörung aufstellt. Man könnte in dieser neutralen Verwendung des Wortes also einen Staatsanwalt einen Verschwörungstheoretiker nennen, wenn dieser die Ermittlungen zu einem Verbrechen mit mehreren Beteiligten führt.”
Das Wort wird aber nicht in dieser neutraler Weise verwendet, sondern ausschließlich als Schmähbegriff. Im Fazit, schreibt der Autor ist
“das Wort Verschwörungstheorie an sich, außer man will es im diffamierenden Sinne verwenden, vollkommen überflüssig.” (S. 21-22)
Versuche, Aufklärer als psychiatrische Fälle zu klassifizieren, bzw. zu diskreditieren, findet man häufig in den Medien. Der Psychoanalytiker Sergio Benvenuto, maßt sich an, die Gesinnung von Aufklärern zu kennen. In seinem Essay ‘Verschwörungen allüberall’ gibt er drei gegen-aufklärerische Argumente psychologischer Natur. Dazu Schneider:
“Das erste Argument zielt darauf ab, daß nur jemand mit einem ausgeprägten Antiamerikanismus überhaupt auf die Idee kommen könne, die durch die Bush-Regierung verbreitete Geschichte [über 9/11] in Frage zu stellen.” (S. 26)
Die pauschale Bewertung der politischen Gesinnung einer Menschenmasse ist weder möglich noch zumutbar. Außerdem leben die meisten Gegner der offiziellen Darstellung zu 9/11 in den USA und betrachten sich als amerikanische Patrioten.
Das zweite angeführte Argument des Psychoanalytiker ist, dass “keiner der den USA feindlich gesinnten politischen Führer diese angeblichen Machenschaften der Amerikaner je öffentlich angeprangert hat.” (S. 26). Auch diese Behauptung ist zumindest irreführend, wie Dr. Schneider zeigt, denn der ehemaliger Präsident des Irans, Mahmoud Ahmadinejad, unterstellte der US-Regierung in seiner Amtszeit mehrfach und “am Rednerpult der Generalversammlung des Vereinten Nationen eine (Mit-) Täterschaft“ an 9/11 (S. 28). Auch andere führende Politiker, denen keine Feindseligkeit zu den USA nachgewiesen werden kann, haben Zweifel über die offizielle Darstellung zum 9/11 geäußert (siehe http://pl911truth.com/index.php/petition-and-members-list).
Benvenutos drittes “Schlagargument” ist der Hinweis auf sein eigenes Gespür, oder wie er es selbst formulierte:
“[…] ich spüre, was ernst zu nehmen ist und was nicht, denn ich schreibe mir historischen und politischen Spürsinn zu.” (S. 27)
Schneider behauptet, dass
“[a]nders als die Wissenschaften der Psychologie und Soziologie ist die Physik eine Wissenschaft, in der leichter Einigkeit über die Interpretation von Meßergebnissen erzielt wird. Das liegt in der Natur der untersuchten Objekte.” (S. 37)
Hier begeht der Autor, meiner Ansicht nach, einen Fehler. Denn jede wissenschaftliche Forschung, sei es in den Geistes- oder der Naturwissenschaften, setzt geistige Tätigkeit voraus, die nicht physikalisch messbar, sondern nur durch die Gesetze der Logik und des gesunden Menschenverstandes bewertet werden kann. Das bestätigt der Autor selbst, als er das Vorgehen von Butter und Benvenuto durch seine formale Analyse als unwissenschaftlich entblößt. Zur Analyse zieht der Autor in erster Linie argumentative Logik und nicht naturwissenschaftlichen Befunde heran.
Aber auch die Deutung von rein naturwissenschaftlichen Erkenntnissen bleibt eine rein intellektuelle Tätigkeit. Insofern besteht keine strikte Trennung zwischen naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Befunden oder Erkenntnissen. Diese fließen ineinander über.
Im Kapitel “Das Kontrafaktische in den Medien” führt der Autor einige manipulative Methoden der Gegen-Aufklärung an. Die erste Methode ist weitgehend als Strohmannargument bekannt. Die zweite Methode bezeichnet der Autor mit “die verlangte Allwissenheit des Aufklärers und der doppelte Standard.” Hier geht es um die Erwartung, dass Privatpersonen, die ein unaufgeklärtes Verbrechen vermuten, das Verbrechen vollständig eigenhändig klären sollen. Wenn sie diese Leistung nicht erbringen, sollte sie niemand ernstnehmen, so das Argument. Diese Methode wird verwendet um jede Infragestellung über Missstände abzutun, wenn diese nicht mit einer vollständigen Aufklärung verbunden ist. Diese Leistung wird übrigens nicht mal von der Polizei erwartet. Daher der “doppelte Standard.”
Der Autor schreibt dazu:
“Formal sieht dieses Stilmittel so aus: Eine Aussage A soll auf Wahrheit geprüft werden. Wenn A wahr ist, so ergibt sich eine daraus resultierende offene Frage F. Da F jedoch unbeantwortet ist, wird gefolgert, daß A falsch sein muß.”
Diese formale Darstellung der Methode ist nachvollziehbar. Dennoch frage ich mich, ob hier noch ein Stilmittel oder eher pure Arroganz der Medienmacher vorhanden ist.
Eine weitere wichtige manipulative Methode, die der Autor analysiert, ist die Berufung auf Autorität in dem Unterkapitel “Das Autoritätsargument und das Vortäuschen von Sachkenntnis”. Diese Methode zieht sich tatsächlich durch allen Ebenen der gesellschaftlichen Hierarchie und nicht nur bei sogenannten Verschwörungstheorien.
Es muss allerdings betont werden, dass die Berufung auf Autorität nicht unbedingt eine manipulative Absicht voraussetzt. Es gibt auch gute Gründe warum Menschen sich auf die Äußerungen von Autoritätspersonen verlassen. Wer seinem Arzt zutraut Medikanten zu verordnen, verlässt sich auf seine Autorität bzw. auf sein Wissen. In langmeisten Fällen ist dieses Vertrauen berechtigt. Die allgemeine Fragestellung unter welchen Umständen man sich auf Aussagen einer Autoritätsperson verlassen darf, wäre ein interessantes Forschungsobjekt.
Eine weitere manipulative Methode, die der Autor anführt, besteht darin ein Sachverhalt als zu komplex zu bezeichnen. Der normale Bürger wäre demnach mit dem betreffenden Sachverhalt “überfordert.” Die innewohnende Irreführung liegt darin, dass die Verfechter dieses Argumentes nicht die elementarsten Fakten über 9/11 kennen, und zwar jene, die niemand überfordern würden, insbesondere die unwiderlegbare Tatsache, dass für die offizielle Darstellung von 9/11 nicht die geringsten Beweise vorliegen. Diese unbestreitbare Feststellung scheint für vielen Menschen unerträglich. Sie sind tatsächlich mit dieser Feststellung überfordert, allerdings nicht aus sachlichen Gründen sondern weil sie diese Feststellung gefühlsmäßig kaum verkraften können.
Fazit
Leser können von diesem Buch sehr viel über Angriffe auf die Wissenschaft lernen. Der Autor liefert dem Leser zahlreiche Originalzitate und reichlichen Quellenangaben. Das Buch ist für Fachleute wie für Laien wertvoll und absolut empfehlenswert. Wer für Demokratie, soziale Gerechtigkeit und Frieden steht, kann weder auf Aufklärung verzichten, noch die ständigen Bemühungen der Gegen-Aufklärung dulden. Hier bedarf es eines kollektiven Engagements, um die Grundsätze der wissenschaftlichen Methode und der Empirie wieder als Leitfaden für geistige Tätigkeit zu rehabilitieren.