Terrorziel des Tages: Köthener Imbißbude
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20.11.2010 / Ansichten / Seite 8
Terrorziel des Tages: Köthener Imbißbude
Kennen Sie Köthen? Wahrscheinlich nicht, wenn Sie nicht im Landkreis
Anhalt-Bitterfeld wohnen. Doch möglicherweise haben Al-Qaida und andere
Finstermänner die beschauliche Kreisstadt längst im Visier. Das war zu
erwarten, denn in der Leopoldstraße befindet sich eine Imbißfiliale der
Kette orig. Thüringer Rostbratwurstgrill (Foto), deren Speisenangebot in den
Terrorzentralen zwischen Jemen und dem pakistanischen Grenzgebiet schon
lange für Empörung sorgt. Außer besagter Rostbratwurst gibt es dort noch
Dinge wie »Rib-Burger« »Jägerschnitzel« oder »Kräuterbockwurst«, also
Schweinefleisch ohne Ende. Wenn im Umfeld eines solchen Top-Terrorziels dann
an einem Freitag morgen ein herrenloses Pappbehältnis gesichtet wird, müssen
die Alarmglocken klingeln.
Taten sie auch: Das Landeskriminalamt rückte prompt mit dem ganz großen
Besteck an und machte die vermutete Terrorbombe mit einer kontrollierten
Sprengung unschädlich, nachdem zuvor ein nahegelegener Kreisverkehr gesperrt
wurde. Der Inhalt des Päckchens habe sich jedoch als ungefährlich erwiesen,
erklärte eine Polizeisprecherin am Nachmittag. Worum es sich dabei gehandelt
habe, wolle man aber »aus ermittlungstaktischen Gründen« nicht sagen.
Denn die Gefahr ist noch lange nicht gebannt, argwöhnt auch das
Internetportal des in Bitterfeld erscheinenden Wochenspiegels. Zwar habe
sich alles als harmlos erwiesen, aber »dennoch sollten die Bürger weiter die
Augen und Ohren nach Verdächtigem offenhalten«, mahnt das Blatt.
Unsere Solidarität gilt jetzt natürlich allen terrorgefährdeten Köthener
Bürgern und ganz besonders den Imbißbetreibern. Denn wenn der gemeine
deutsche Rostbratwurstvertilger sich wegen der Gefährdungslage nicht mehr
traut, seine Ration erhitzten Fleischabfalls in der Öffentlichkeit zu
verzehren, dann hat Al-Qaida sein Ziel erreicht. (balc)