Verkaufsidee des Tages: Gekaufte Demos
Verkaufsidee des Tages: Crowds on Demand
Foto: Otto Noecker/dpa
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Eine Königsdisziplin für Verkäufer ist ein Abschluss mit Arktisbewohnern über Kühlschränke. Nur eine Frage der Überzeugungskraft. Begriff 2012 auch der damals 21jährige US-Politikstudent Adam Swart und gründete zur »Revolutionierung des Leute-Geschäfts« (Eigenwerbung) in Kalifornien die Firma »Crowds on Demand« (»Menschenmengen auf Bestellung«). Heute verfügt er über Filialen in New York, Las Vegas, Miami, San Francisco und Seattle. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichtete nun, Crowds on Demand habe so etwas wie eine offizielle Preisliste herausgegeben: »600 Dollar für Fakepaparazzi bei einem Geburtstagsdinner. 3.000 Dollar für einen Flashmob. 10.000 Dollar für eine wochenlange politische Demonstration. Und zwischen 25.000 und 50.000 für eine Kampagne.« Es gebe einen »Wachstumsmarkt«, verriet Swart der US-Zeitschrift The Atlantic: Proteste.
Die FAS erläutert, das Menschenmengen-Mietgeschäft boome auch in anderen Ländern, es habe mit der »Professionalisierung der Politik« zu tun: Erst seien die PR-Strategen und Spindoktoren gekommen, dann die Wahlkampfteams fürs Internet und jetzt professionelle Schauspieler. Analoges Bild schlägt Digital, Twitter-Roboter sind von gestern. Die »Jubelperser« des Schahs oder andere »Gefolgschaften« werden weiterentwickelt. Aus der Protestveranstaltung, zu der Arme seit dem 19. Jahrhundert von irgendwelchen Magnaten immer wieder kostenlos hingekarrt werden, um dort ein Handgeld und zumeist eine warme Mahlzeit zu erhalten, wurde eine Sache für Profis. Jüngere Beispiele finden sich u. a. in Osteuropa, wie etwa die Vorbereitung des Putsches vom 22. Februar 2014 in Kiew. Die USA zeigen jedoch die Zukunft: Laut FAS bestellte Donald Trump bei der Verkündung seiner Präsidentschaftskandidatur bei Crowds on Demand »ein paar Anhänger«, »die ihm für 50 Dollar drei Stunden lang« zujubelten. Der Schein bestimmt das Bewusstsein. (asc)