Verschwörungstheoretiker des Tages: Wesley Clark
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Verschwörungstheoretiker des Tages: Wesley Clark
Er war Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte Europa von 1997 bis 2000, befehligte 1999 den ersten Angriffskrieg der NATO – damals gegen Jugoslawien – und bemühte sich 2004 sogar um die US-Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Wesley Clark gehört noch immer zum US-sicherheitspolitischen Establishment und behauptete nun öffentlich und bei klarem Verstand am Mittwoch auf CNN, was hierzulande mit Blick auf den »Islamischne Staat« als »Verschwörungstheorie« abgetan wird: »ISIS wurde durch finanzielle Unterstützung von unseren Freunden und Verbündeten geschaffen. Dafür haben sie Eiferer und religiöse Fundamentalisten rekrutiert, damit sie bis zum Tod gegen die Hisbollah kämpfen.« Clark hütete sich, die »US-Freunde und Verbündeten« beim Namen zu nennen, aber schwer ist nicht zu erraten, wen er außer Israel meinte. Laut Clark scheinen auch die USA direkt verwickelt. Denn der General fuhr im Plural fort: »Wir haben Frankenstein geschaffen.«
Das würde erklären, was in einem Kommentar des britischen Internetportals middleeasteye.net am Dienstag »Geheimnis des Islamischen Staats (IS)« genannt wurde. Gemeint war die schnelle geopolitische Expansion des IS trotz geringer Begeisterung in der Region für die Terrororganisation. Im Unterschied dazu sei Al-Qaida selbst in seiner gewalttätigsten Phase von vielen Angehörigen verschiedenster Gesellschaftsschichten bewundert worden. Selbst die Unterstützung des IS durch salafistische Dschihadisten sei hier und da zurückgegangen. Erstaunlich sei auch, dass der IS keine eigene Strategie habe bzw. sein Vorgehen unerklärlich und rätselhaft übereinstimmend sei mit jenen Kräften, die nach Gründen für eine dauerhafte Militärpräsenz in der Region suchten, weil der Krisenherd Mittlerer Osten angeblich nur durch Interventionen beherrschbar bleibe. Welche Staaten meinte der Kommentator wohl? (rwr)