Zur Anatomie des Imperialismus (Theorie und Praxis Verlag, Hamburg 2019)
Die imperialistischen Staaten des Westens halten sich seit Jahrhunderten Kolonien in Afrika, Asien und Lateinamerika, die vorwiegend als billige Rohstoffquellen ausgebeutet werden. Diesem und dem aktuellen Aspekt dieses Themas widmet sich das neu herausgekommene Buch von Markus Heizmann.
Zur Anatomie des Imperialismus (Theorie und Praxis Verlag, Hamburg 2019)
Kaspar Trümpy (Buchrezension)
Man kann es fast als ein kompaktes Handbuch über die unzähligen Schandtaten und Verbrechen des europäischen und US-Imperialismus betrachten. Der Autor setzt sich mit dem oft inadäquaten Auftreten der Linken (z.B. der Salonkommunist Jean Ziegler) auseinander, welche nicht selten als der linke Arm des Imperialismus agieren. So werden allfällige interne Probleme der angegriffenen Länder wie Korruption oder Misswirtschaft akribisch ausgeleuchtet, die viel grössere Gefahr durch eine imperialistischen Machtübernahme, die auch vor Völkermord nicht zurückschreckt, wird jedoch ausgeblendet.
Die Geschichte des Jemen als altes Kulturvolk und die aktuelle Situation, die Unterscheidung zwischen dem Patriotismus des Westens und des Südens oder die besondere Rolle des Zionismus im Nahen-Osten sind wichtige behandelte Punkte. Auch die Rolle der Kurden in “Rojava”, welche dort ausgerechnet mit Hilfe der US-Imperialisten ein fortschrittliches linkes Projekt aufbauen wollten, wird diskutiert.
Die Abwehr des Imperialismus (Hauptwiderspruch) ist eine notwendige Bedingung für eine gedeihliche Entwicklung der Länder des erweiterten Südens.
Die Wichtigkeit einer umfassenden Solidarität der vom Imperium zunehmend auch mit Sanktionen angegriffenen Staaten, die alle gleichermassen den Aggressionen des West-Imperialismus ausgesetzt sind, sowie des solidarischen Widerstandes aller antiimperialistischen Kräfte in den Hauptländern des Imperialismus, wird immer wieder hervorgehoben. Der vom Autor überspitzt formulierte Antagonismus zwischen der Klassen- und der Imperialismusfrage ist für Marxisten etwas irritierend. Das interessante und gut dokumentierte Buch regt mit seinen klaren Aussagen auch altgestandene Antiimperialisten zum Nachdenken an. Die massiven Gefahren für den Weltfrieden, die insbesondere vom zunehmend aggressiv auftretenden US-Imperialismus ausgehen, werden von Markus Heizmann adäquat und zum richtigen Zeitpunkt beschrieben.
Bemerkungen zur aktuellen Situation:
Mit Trumps brachialem Auftreten in der internationalen Politik treten die imperialen Vorhaben der USA zunehmend in das Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit. Der Leitartikel in der aktuellen Ausgabe der UNIA Gewerkschaftszeitung WORK beschreibt die Lage nach der Ermordung des Iranischen Generals Qasem Soleimani auf Befehl Trumps so: Iran ist das letzte Bollwerk gegen die US-Herrschaft über den Nahen Osten. Präsident Donald Trump will es brechen (Zündet Trump die Welt an? ). Das stark zerstörte und weiterhin sanktionierte Syrien müsste auch dazugerechnet werden.
In den 90er-Jahren mit Jelzin als Präsident Russlands glaubte dieser noch, sich den USA als Partner andienen zu können. Der US-Welthegemon will jedoch keine Partner sondern Vasallen, die sich ihm unterordnen. Die Zerstörung Jugoslawiens durch die Westmächte war der Zeitpunkt, von dem an sich Russland der schon gefährlich weit fortgeschrittenen Unterordnung erfolgreich zu widersetzten begann. Russland und China sowie die kleineren “Schurkenstaaten” Iran, Venezuela, Syrien, Kuba, Nord-Korea und Jemen bilden seither den Kern der anti-imperialistischer Staaten, welche die USA um jeden Preis zu unterwerfen oder zerstören trachten. Wichtig sind die Parlamentswahlen dieses Jahr im gebeutelten Venezuela, bei denen die USA ein ähnlich kriminelles Vorgehen wie kürzlich in Bolivien anstreben dürften! Dank der Bolivarischen Revolution von Hugo Chavez ist Venezuela jedoch, trotz einer aggressiven einheimischen Kompradoren-Bourgeoisie, relativ gut für die zu erwartenden US-Angriffe gewappnet.
Kaspar Trümpy, ICSM Schweiz