180.000 Euro Honorar für V-Mann
Medienbericht: 180.000 Euro Honorar für V-Mann
Der Geheimdienst gewinnt Erkenntnisse über die rechte Szene durch V-Leute. Über deren Bezahlung weiß man wenig. Ein Spitzel aus dem NSU-Umfeld soll kräftig kassiert haben.
Der Verfassungsschutz bezahlt langjährige Spitzel offenbar ganz gut. Quelle: dpa
Berlin
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat einem V-Mann aus dem NSU-Umfeld nach Informationen der „Bild am Sonntag“ rund 180.000 Euro Honorar gezahlt. Das belegen nach Angaben der Zeitung Verfassungsschutz-Akten, die dem NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages zugingen. Es handele sich um die bisher größte bekanntgewordene Summe für einen V-Mann. Der Neonazi aus Sachsen-Anhalt soll unter dem Decknamen „Corelli“ laut „Bams“ 18 Jahre in der rechtsextremen Szene gespitzelt haben.
Sein Name fand sich in einem Adressbuch des Rechtsterroristen und NSU-Mitglieds Uwe Mundlos. Laut „BamS“ wurde „Corelli“ erst im November 2012 vom Geheimdienst abgeschaltet und in einem Zeugenschutzprogramm untergebracht. Seither lebe er mit neuer Identität in England.
Der Verfassungsschutz äußerte sich auf „BamS“-Anfrage nicht zu „Corelli“. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums erklärte am Sonntag auf Anfrage, der Vorgang betreffe das operative Geschäft des Verfassungsschutzes, das Ministerium könne ihn daher nicht kommentieren.
„100.000 Euro und mehr sind keine Seltenheit“
Unterdessen haben die NSU-Ermittler einen weiteren Verdächtigen aus dem Dunstkreis der Terrorzelle im Visier, die für zehn Morde verantwortlich gemacht wird. Sie ermitteln gegen den Jenauer Neonazi André K. wegen des Anfangsverdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung, wie die Bundesanwaltschaft am Samstag mitteilte. Der Mann sei vernommen, jedoch nicht festgenommen worden. Er könnte sich am 4. November 2011, als sich die Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos nach einem Banküberfall nahe Eisenach erschossen, in der Nähe ihres Wohnmobils aufgehalten haben. Daten einer Mobilfunkzelle legen das nahe.
Im Februar durchsuchten die Ermittler Wohnräume und das Fahrzeug des Mannes. „Die Auswertung der dabei sichergestellten Beweismittel ist noch nicht abgeschlossen“, erklärte die Bundesanwaltschaft, die damit im Grundsatz Informationen des Magazins „Focus“ bestätigte. „Die seitdem geführten Ermittlungen deuten allerdings auf einen unverfänglichen Grund für den Aufenthalt des Beschuldigten in dieser Funkzelle hin und haben den Tatverdacht mithin relativiert.“
Im Fall „Corelli“ hält der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums im Bundestag, Thomas Oppermann (SPD), die Höhe der Honorare und die Dauer des V-Mann-Einsatzes für „hochproblematisch“. „Der zuständige Innenminister Hans-Peter Friedrich muss erklären, wieso “Corelli” so viel Geld kassierte“, sagte er der Zeitung.
Die Linke-Politikerin Petra Pau forderte, die V-Mann-Praxis zu beenden. „100.000 Euro und mehr für V-Leute sind keine Seltenheit“, erklärte Pau und verwies auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage ihrer Partei.