Reisebericht von Adolf Eichmann nach Palästina
Berlin, dem 4. November 1937
Betr.: Bericht über die Palästina-Ägyptenreise von SS-Hptscharf. Eichmann und St.-O-Scharf. Hagen
I. Verlauf der Reise
Die mit Genehmigung des Gruppenführers unternommene Reise wurde am 26.9.37 um 8.50 Uhr angetreten. Die Reise führ te über Polen und Rumänien. Vom Hafen Constanta ab wurde die Reise mit dem Dampfer „Romania“ am 28.9.37 0 Uhr fortgesetzt. Es wurden die Häfen Stambul, Piräus, Beyruth und Haifa berührt. In Haifa trafen wir am 2.10. 18 Uhr ein und trafen uns am gleichen und am folgenden Tage, wie in Deutschland verabredet, mit dem DNB-Vertreter von Jerusalem, Dr. Reichert, mit dem ein Treffen mit dem Zuträger Polkes in Kairo vereinbart wurde. Eine sofortige Rücksprache mit Polkes war deshalb nicht möglich, weil er bei den kurz vorher ausgebrochenen Unruhen beteiligt war.
Der Dampfer lief am 3.10. vom Hafen Haifa aus und am 4.10. 9 Uhr in Alexandria ein. Wir hielten uns drei Tage in Alexandria auf und wohnten in der Privatwohnung des ägyptischen Rechtsanwaltes Henri Arcache, dessen Bekanntschaft wir auf der Reise gemacht hatten. Neben einer allgemeinen informatorischen Tätigkeit, wobei u. a. auch die Bekanntschaft des Hauptschriftleiters der französisch-sprachigen in Alexandrien erscheinenden Zeitung „La Reforme“ gemacht wurde, konnten persönliche Beziehungen angeknüpft werden.
Die Reise wurde am 7.10. mit dem Zug nach Kairo fortgesetzt. In Kairo nahmen wir Wohnung in dem italienischen Hotel „Normandi“. Wir begaben uns am gleichen Tage in das Büro des DNB-Vertreters von Ägypten, Gentz, Rue de Baehler, 2, und trafen außerdem einen Herrn Bormann, einen Bekannten von Herrn Reichert. Bormann hat uns während des ganzen Au fenthaltes in Kairo zur Verfügung gestanden und uns in unserer Arbeit unterstützt. Von Herrn Gentz bezogen wir alle erforderlichen politischen Informationen. Außerdem konnten wir über ihn telefonisch mit Herrn Dr. Reichert in Jerusalem in Verbindung treten. Am 10. und 11. hatten wir, wie in Haifa verabredet, eine Aussprache mit dem Zuträger Polkes, die ohne irgendwelche Schwierigkeiten oder Zwischenfälle verlief.
Am 12., 13. und 14. bemühten wir uns um den Erhalt eines Visums für die Einreise nach Palästina, wo wir mit Dr. Reichert zusammentreffen wollten. Das Visum wurde uns nicht erteilt, wahrscheinlich wegen der am 15.10. ausgebrochenen Unruhen in Palästina.
Am 15. vermittelte uns Herr Gentz eine Zusammenkunft mit Herrn Ehmann, dem Direktor der Deutschen Schule, der uns sehr wichtige Aufschlüsse über das kulturelle Leben gab.
Am 16.10. besuchten wir unter Führung von Herrn Ehmann die Deutsche Schule und unterrichteten uns gleichzeitig über die Erfolge der deutschen Schularbeit in Ägypten.
Am 17. und 18. trafen wir uns mit Dr. Reichert, Jerusalem, in Kairo und informierten ihn über unsere Aussprache mit Polkes, daß er dauernd Verbindung zu ihm unterhalten und uns die Informationen von diesem übermitteln sollte. Außerdem übergab er uns Briefe und Aktenstücke für die gesondert besprochenen von ihm erhaltenen Informationen.
Wir verließen Kairo am 19.10. 6.45 Uhr mit dem Zug nach Alexandrien. Infolge Verspätung des Dampfers nahmen wir noch einmal Wohnung bei unserem Bekannten Henri Arcache und verließen schließlich Alexandrien am 20.10. 11.30 Uhr mit dem italienischen Dampfer „Palestina“.
Am 21. wurde Rhodos berührt, am 22. Piräus.
Der Dampfer lief am 23.10. 23 Uhr in Brindisi ein, wo wir übernachten mußten. Die Weiterfahrt erfolgte am 24.10. 8.43 Uhr. Am 25.10. 11.20 Uhr wurde die Schweizer Grenze passiert, am gleichen Tage um 19 Uhr die österreichische bei St. Magareten, um 21 Uhr trafen wir in Lindau ein. Da keine Zugverbindung mehr nach München ging, mußten wir auch hier übernachten. Die Weiterfahrt erfolgte am 26.10. 6.07 Uhr nach München, wo wir um 10 Uhr eintrafen.
Vom O. A. Süd aus benachrichtigten wir das Hauptamt von unserer Rückkunft und fuhren um 12 Uhr von München ab. Um 23 Uhr trafen wir in Berlin-Anhalter Bahnhof ein
II. Politischer Bericht
Da unsere Hinreise nach Palästina und Ägypten über Polen, Rumänien usw. führte, wurde Gelegenheit genommen, auch Informationen über die politische Situation in diesen Ländern zu erhalten.
1.) Rumänien
Über Rumänien unterrichteten wir uns im Gespräch mit dem Direktor der amerikanisch-rumänischen Gesellschaft Creditul Minier, Ing. Dr. Macri, der mit uns von Berlin nach Bukarest fuhr:
Die damalige Regierung Tatarescu beurteilte er sehr günstig, weil sie sich bemühte, die nationalen Belange der Rumänen zu vertreten und sich nicht durch irgendwelche internationalen Rücksichten bestimmen lasse. Tatarescu, der Nachfolger Titulescus, sei ein sehr starker Gegner jeglicher Annäherung an den sowjetrussischen Bolschewismus. Damit vertrete er zugleich die allgemeine Ansicht auch der einfachen rumänischen Bevölkerung.
Ing. Macri, der selbst entschiedener Gegn er des gesamten bolschewistischen Systems ist, meinte, daß man deshalb auch nicht die Rückkehr Titulescus, der ja der eigentlich Urheber der „rumänisch-sowjetrussischen Annäherung“ ist, auf irgendein Amt in Rumänien dulden würde.
Daß tatsächlich eine allgemeine bolschewistenfeindliche Stimmung im Lande herrscht, versuchte er u. a. auch damit zu belegen, daß der Grenzverkehr von Rumänien nach Sowjetrussland sehr gering sei. Es führen nur sehr wenige Rumänen besuchsweise nach der U.d.S.S.R.
Die Rumänen, die sich zum überragenden Teil aus einer ländlichen Bevölkerung zusammensetzen, seien mit ihrer jetzigen Lage und ihrem jetzigen Lebensstandard zufrieden. Sie brauchen nicht viel Geld zum Leben, weil das Land einen Überfluß an landwirtschaftlichen Produkten hat und die Preise somit – wie wir aus eigener Erfahrung bestätigen können, – sehr niedrig liegen. Der Lebensstandard liegt sowohl beim Land- als auch beim Industriearbeiter um Erhebliches tiefer als in Deutschland. Die Kleidung ist sehr einfach. Der Bauer trägt beispielsweise nur einen einfachen selbst gewebten und gefertigten Leinenanzug, der aus einer Leinenhose und einer hemdartigen Bluse besteht und geht meistens ohne Schuhe oder trägt einfache… [unleserlich] Fußbekleidung.
Der Bildungsstandard liegt im Verglich zum deutschen sehr niedrig und es gibt noch, besonders in den ländlichen Bezirken, eine Anzahl von Analphabeten.
Neuerdings beginnt sich die ländliche Bevölkerung in sehr starkem Maße gegen die Juden zu wenden, die zumeist als Händler das Land durchziehen und in üblicher Weise die Bauern beim Einkauf betrügen. Die Judenfrage hat also einen rein wirtschaftlichen Grund, ohne daß sie aus einer weltanschaulichen Haltung entspringt. Die Regierung, meinte Ing. Macri, der ein starker Judenhasser ist und erzählte, daß aus ihrem Werk alle Juden, ob als Finanzleute oder Aktieninhaber ausgeschlossen worden seien, habe bereits dieser Strömung Rechung getragen und unterstütze in gewissem Maße das Verlangen der Bevölkerung, indem sie den handelnden Juden die Berechtigung zur weiteren Ausübung ihres Berufes in gewissen Gebieten entziehe.
In den Städten tritt diese Bewegung besonders durch die Propaganda der Nationaldemokraten in Erscheinung, die aber deshalb im Hintertreffen bleiben müssen, weil es ihnen an der richtigen politischen Führung fehlt. Trotzdem aber haben sie durch ihre Tätigkeit zahlreiche Dinge aufgedeckt, die früher durch den Einfluß der Juden geschickt übergangen und verdeckt wurden. Auch die mit einem Hakenkreuz erscheinende antisemitische Zeitung „Porunca Vremi“, die selbst auf den kleinsten Bahnhöfen, die wir auf unserer Druckfahrt berührten, ausgehängt war, wird beachtet. Sie erzielt nach Meinung Ing. Macris auch gewisse Erfolge, wenn sie sich auch manchmal durch zu große propagandistische Ungeschicklichkeiten lächerlich macht. Eine im gleichen Abteil mit uns reisende Rumänin, nach Meinung Ing. Macris eine Jüdin, – behauptete das Gegenteil und glaubte auch der politischen antisemitischen Bewegung in Rumänien alle Erfolgsmöglichkeiten absprechen zu können.
Ing. Macri glaubt aber, daß diese antisemitische Strömung, die sich auch schon durch langsame Zurückdrängung der Juden aus der rumänischen Wirtschaft bemerkbar mache, mit der Zeit stärker und politisch bestimmend werden würde.
Da Herr Macri gerade von einem 14tägigen Aufenthalt aus Berlin zurückkehrte – er hatte die Pariser Weltausstellung besucht – baten wir ihn, uns seinen Eindruck von Deutschland zu schildern. Er sagte uns, daß er allgemein gesehen, einen sehr guten Eindruck habe, der umso stärker sei, als er gerade von Paris komme, wo der Kommunismus in ständigem Wachsen begriffen sei. Am meisten lobte er die überall herrschende Ordnung und die Sauberkeit. Er verstehe durchaus die Notwendigkeit der augenblicklich von Deutschland verfolgten Politik. Insbesondere, – und das erscheint besonders wichtig, als ja Macri Direktor einer sehr bedeutenden rumänischen Ölgesellschaft ist -, versteht er auch die wirtschaftlichen Bestrebungen und hob von sich aus den großen Unterschied des national-sozialistischen Wirtschaftssystems vom bolschewistischen hervor.
Sehr interessant und gleichzeitig ein Beweis für seine echte Deutschfreundlichkeit war die Tatsache, daß er eine im gleichen Abteil reisende Jüdin aus Deutschland namens Mohr (die Bekannte in Bukarest besuchen wollte), die sich mit der rumänischen Jüdin über die Höhe der deutschen Preis unterhielt, von sich aus unterbrach und darauf aufmerksam machte, daß ihre Angaben übertrieben seien und keineswegs den Tatsachen entsprechen. Er habe sogar in Berlin billiger gewohnt als in Paris und fände auch die Preise für Lebensmittel usw. nicht zu hoch, zumal die deutsche Wirtschaft unter vollkommen anormalen Beziehungen arbeiten müsse. Als die Jüdin dann bei dem Berichterstatter Unterstützung für ihre Angaben suchte – obwohl wir mit „Heil Hitler“ gegrüßt hatten, als sie in Beuthen zustieg! – wurde sie selbstverständlich zurechtgewiesen unter gleichzeitiger Angabe der Gründe für die deutsche Preispolitik.
Ing. Macri versicherte, daß er bei nächster Gelegenheit Deutschland erneut studienhalber besuchen würde, wozu wir ihm anboten, ihm dabei behilflich zu sein.
Während eines zweistündigen Aufenthaltes in Bukarest vor der Weiterfahrt nach Constanta hatten wir Gelegenheit einen kurzen Blick in die Stadt Bukarest zu werfen. Ohne verallgemeinern zu wollen od er ein endgültiges, allgemein gültiges Urteil zu fällen, muß man sagen, daß die Stadt trotz ihres teilweise gezeigten Großstadtcharakters, einen sehr ärmlichen Eindruck macht.
In den an den Bahnhof angrenzenden Straßen sieht man eine große Anzahl von Händlern in ärmlicher Kleidung; 10-12jährige Jungen, die fast alle barfuß gehen; und Bettler stehen an jeder Ecke. Die Häuser in diesen fast dörflich anmute nden Straßen sind klein, verschmutzt und verfallen und bilden einen starken Gegensatz zu den grauen Betonbauten des Stadtzentrums.
Soldaten sieht man bereits auf dem Bahnhof in sehr großer Anzahl. Darunter einen sehr hohen Prozentsatz an Offizieren. Daneben gibt es einen Bahnschutz, der anscheinend auch vom Militär gestellt wird. Im Gegensatz zu den Offizieren sind die Mannschaften in der primitiven Weise gekleidet.
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4.) Ägypten und die arabische Bewegung
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d) Die Judenfrage [in Ägypten]
Ein Problem von sehr aktueller Bedeutung ist auch in Ägypten die Judenfrage. Es herrscht bei uns sehr oft die irrtümliche Ansicht, daß es sich bei der von den Ägyptern – besonders im Kampf um die Freiheit des Landes in Palästina – gezeigten Gegnerschaft gegen die Juden um einen Rassenhass handle. Das ist falsch; vielmehr ist es eine soziale Frage, die Angst um das eigene Geschäft. Die Judenfrage hört also in dem Augenblick auf, ein Problem für den Ägypter zu sein, in dem sich der Jude aus dem Geschäft heraushält, das der einheimische Araber für sich beansprucht. Dieselbe Gegnerschaft gegen die Juden besteht in gleicher Heftigkeit gegen die Armenier und die Griechen deren Geschäft, wie dasjenige der Araber, zumeist auf dem Gebiet des Kleinhandels liegt.
So kommt es dann auch, daß das Judenproblem nur in Palästina seine volle Bedeutung erhalten hat, weil es hier um den Besitz oder Nichtbesitz des Bodens geht. Dagegen kann sich der Jude in der Großstadt ungehindert vornehmlich im Textil- und Bankgeschäft betätigen. Auch die französisch- und englischsprachige Presse ist eine Domäne der Juden. Ägyptische Schriftleiter behaupten, daß z. b. die Blätter „La Bourse Egytienne“, Kairo, „Le Journal d`Egypte“, Kairo, „Egyptian Mail“ und „Egyptian Gazette“, Kairo, „La Patrio“, sowie die in Alexandrien erscheinende „Le Reforme“ verjudet sein. Als einzige, nicht-jüdisch beeinflußte Zeitung wurde die arabischsprachige Zeitung der Hauptstadt „Al Ahram“ genannt.
Man darf also schließen: kein Araber oder national bewußter Ägypter schätzt die Juden, aber dennoch duldet er ihr Treiben solange, wie sie ihn nicht in seinem Geschäft oder in seinem Privatinteresse schädigen; eine Judenfrage im nationalsozialistischen Sinne besteht aber nicht!
Wollte man ein Gegenargument für diese Feststellung die große Achtung des arabischen Volkes vor Deutschland und seinem Führer anführen, muß dem entgegengehalten werden, daß diese Verehrung und Achtung aus der kindlichen Freude an großen Leistungen entspringt. Der Nationalsozialismus und sein Schöpfer sind dem gewöhnlichen Araber, der schon beim Hören des Namens Hitler aufhorcht und sich in Freudenausbrüchen ergeht, kein politischer oder weltanschaulicher Begriff, man kann sagen, beide stehen ihm ebenso fern wie Allah, dem er um die versprochene Belohnung im Jenseits willen die üblichen Gebetsübungen erweist.
Damit ist allerdings die Stellung des gebildeten Arabers oder Ägypters nicht gekennzeichnet. Es muß aber darauf hingewiesen werden, daß sich der kultivierte und zivilisierte Eingeborene gegenüber dem indifferenten und ungebildeten Element in erheblicher Minderzahl befindet.
In den Kreisen gebildeter Ägypter findet man in der Tat eine verständnisvolle Achtung vor der deutschen Leistung, selten aber geht sie über eine Kenntnis des außenpolitischen und noch seltener des kulturellen Geschehens hinaus. Das wahrhafte Verstehen der Bedeutung der nationalsozialistischen Weltanschauung für das deutsche Volk, muß aber deshalb fehlen, weil, wie schon oben betont wurde, der vorherrschende kulturelle und zivilisatorische Einfluß der französische und zum Teil auch der englische sind und man das deutsche Denken nicht versteht.
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5) Palästina und die Frage des Judenstaates
Von der Entwicklung dieser Bewegungen, von der auch sehr stark die englische Vorder-Orientpolitik betroffen wird, ist die weitere Entwicklung in Palästina, wie auch insbesondere die Frage des Judenstaates in entscheidendem Maße abhängig.
Die Zionisten hatten sich bekanntlich grundsätzlich auf ihrem Weltkongress zum Prinzip der Teilung des Landes bekannt, wenn auch unter der Bedingung, daß der Peel-Plan einer Revision unterzogen würde. Ausgenommen sind hiervon die zionistischen Revisionisten, die unter der Leitung Jabotinskis stehend nicht nur den Teilungsplan anerkennen, sondern die Wiederherstellung des alten Judenstaates verlangen, d. h. Palästina einschließlich Transjordanien.
Die Araber Palästinas haben sich aber grundsätzlich alle gegen den Gedanken einer Teilung ausgesprochen. Selbst der Oppositionsgeist Nashashibi, – ein großer Gegner des Großmufti, – der aus der Familie der Husseins stammend, allein schon durch die Zugehörigkeit zu dieser Sippe mit derjenig en der erstgenannten verfeindet ist, und früherer Anhänger des Englandfreundes Emir Abdallah von Transjordanien, hat sich diesen Neinsagern angeschlossen, so daß im arabischen Lager grundsätzlich Einigkeit herrscht.
Gegen die neuen englischen Pläne wurde deshalb erneut mit Terror vorgegangen. Die Beschlüsse zu dieser Aktion wurden im September auf dem Kongress in Bluden (bei Damaskus) gefaßt, (Einzelheiten siehe anliegenden Bericht) der als ständige Einrichtung bestehen bleiben soll. Das allgemeine Losschlagen wurde für den 15. Oktober festgesetzt.
Wie schon bekannt, begannen die Terrorakte entgegen den Anweisungen schon Ende September und gipfelten in der Ermordung des Distrikt Commissioners des Galiläa-Distriktes, L. Y. Andrews, und einem ihn begleitenden englischen Polizisten, die von dem armenischen Kommunisten und Leiter der kommunistischen Partei Syriens Bogdanoff mit einigen Arabern durchgeführt worden sein soll.
Die britische Mandatsregierung löste aufgrund dieser Vorfälle das arabische Hochkomitee und alle arabisch-nationalen Komitees in Palästina auf und erklärte sie für ungesetzlich. Soweit man ihrer habhaft werden konnte, wurden die Mitglieder der arabischen Hoch-komitees gefangen gesetzt und auf einem Kreuzer nach einer Insel im Indischen Ozean deportiert. Es wird allgemein angenommen, daß sie dort so schwere gesundheitliche Schädigungen erleiden werden, daß sie auch nach Freilassung für eine aktive politische Tätigkeit nicht mehr in Frage kommen.
Darüber hinaus wurde der Großmufti von Jerusalem, Haj Amin Effendi el Hussein, seines Amtes als Präsident des „Supreme Moslem Councils“ und seiner Mitgliedschaft beim „General War Comittee“, dessen Vorsitz er innehatte, enthoben. Nachdem sich der Mufti längere Zeit in seiner Moschee aufgehalten hatte, floh er als Felach verkleidet nach Syrien. Wie bekannt, wurde er von den französischen Behörden erkannt, da er ungeschickterweise mit ungefälschten Papieren reiste und soll jetzt, nachdem er Wohnung bei einem Freund genommen hat, unter Überwachung der französischen Behörden stehen.
Die Flucht des Mufti wird aber entgegen den zuerst gebrachten Meldungen von den meisten national denkenden Arabern nicht gebilligt. Er soll deshalb auch erheblich an Einfluß verloren haben.
Mit diesen Maßnahmen war den palästinensischen Arabern die Führung genommen worden. Wenn trotz dem Programm-… [unleserlich] die Terrorwelle am 15. Oktober mit großer Heftigkeit einsetzte und jetzt noch andauert, ist darauf zurückzuführen, daß das in Syrien arbeitende arabische Komitee die Führung des Aufstandes übernommen hatte. Die weitere Entwicklung der Dinge ist bereits bekannt. Interessant ist lediglich die Feststellung, daß die Engländer bei der Bekämpfung der Terrorakte erhebliche Schwächen gezeigt haben. Obwohl man über den Beginn des Terrors am 15. Oktober unterrichtet war, wurde der Flugplatz Lydda, der bereits bei den Vorfällen im Jahre 1936 überfallen wurde, nicht bewacht. So gelang es den Arabern auch diesmal wieder die schuppenartigen Gebäude zu zerstören. Dabei sollen auch Pässe und die Kontrollliste für die unerwünschten Einwanderer verbrannt sein.
Wenn es auch möglich ist, daß man englischerseits die Flucht des Mufti absichtlich nicht verhindert hat, um damit nicht in die religiöse Sphäre des Islam einzugreifen, so darf man im Hinblick auf andere Vorkommnisse mit dem gleichen Recht schließen, daß man nicht unterrichtet war und somit keine Gegenmaßnahmen ergreifen konnte. Bei den in Ägypten geführten Gesprächen wurde zumeist die letzte Version vertreten.
Die Verschärfung der Lage in Palästina hat aber nicht nur die radikale Bekämpfung der Bestrebungen der Araber durch die Engländer nach sich gezogen, – Häusersprengungen als Vergeltungsmaß nahmen, sind wie bekannt, an der Tagesordnung -, sondern auch in der vorläufigen Beschränkung der Judeneinwanderungszertifikate auf 8.000 bis zum 31. März 1938.
Daß die Zionisten in aller Welt dagegen aufs Heftigste protestieren, erscheint nicht so wichtig für die Praxis, als die Tatsache, daß – wie Polkes uns gegenüber versicherte – die jüdischen Nationalisten in Palästina sich keine Verzögerung in der Errichtung des Judenstaates gefallen lassen werden. Er betonte, daß man bis jetzt die Engländer noch nicht offen angegriffen habe. Sollte sich aber englischerseits die Neigung bemerkbar machen, die Entscheidung aufgrund der jetzigen Ereignisse zu vertagen, so würden die jüdischen Wehrorganisationen in Palästina zum offenen Kampf auch gegen die Engländer eingesetzt werden! Man wolle auf jeden Fall den Judenstaat und zwar so bald wie möglich, um den Strom der jüdischen Auswanderer nach Palästina zu lenken.
Wenn erst einmal der Judenstaat aufgrund der jetzigen Vorschläge der Peel-Berichte mit den von England schon teilweise versprochenen Revisionen errichtet worden sei, werde man schon die Grenzen nach Belieben verschieben können und eventuell den Negew, der dem geplanten arabischen Staat zugeschlagen werden soll, für die jüdische Besiedlung zu gewinnen.
Trotzdem ist aber auch Polkes davon überzeugt, daß der Judenstaat im nächsten Jahre und vielleicht auch im darauf folgenden nicht verwirklicht werden wird. Darüber hinaus glaubt er, daß man nach erfolgter Errichtung mindestens drei Jahre brauche, um sein staatliches Gefüge zu sichern. Erst dann könne er mit seiner eigentlichen Arbeit beginnen.
Sehr interessant sind auch seine Äußerungen über die aus Deutschland kommenden Juden, von denen er behauptete, sie seien unzuverlässig (im jüdisch-nationalen Sinne), arbeitsscheu und zeigten beständig das Bestreben, wieder auszuwandern. Im allgemeinen gingen die aus Deutschland zugewanderten Kapitalsjuden nach den U. S.A., um nicht zu irgendwelchen Aufbauarbeiten herangezogen zu werden. Aus diesem Grunde seien sie auch nicht für die Nachrichtenarbeit zu gebrauchen.
Bezeichnend für die Einstellung der aus Deutschland kommenden Juden sei die Tatsache, daß man bereits allgemein die Äußerung unter ihnen höre: Lieber nach Deutschland zurück und dort ins Schulungslager als in Palästina bleiben. Oder: In Deutschland geht es uns immer noch besser als in Palästina! Polkes betonte, daß man in national-jüdischen Kreisen, für die er arbeitet, eine derartige Einstellung nicht dulden könne und man deshalb die aus Deutschland eingewanderten Juden unter Abnahme ihres Kapitals in den Gemeinschaftssiedlungen unterbringe.
Über die radikale deutsche Judenpolitik zeige man sich in den national-jüdischen Kreisen sehr erfreut, weil damit der Best and der jüdischen Bevölkerung in Palästina so vermehrt werde, dass in absehbarer Zeit mit einer Mehrheit der Juden gegenüber den Arabern in Palästina gerechnet werden könne.
Von der wirtschaftlichen Seite betrachtet, bietet Palästina ein trostloses Bild. So wurde uns erzählt, daß das Hauptzahlungsmittel Wechsel seien, die niemand einlöse, die man aber trotzdem, wenn auch vollkommen entwertet, als Zahlungsmittel weitergebe, weil Wechselproteste zumeist doch erfolglos verliefen! Als sicherstes Geld gelten die auf die deutschen Templer-Bank en ausgestellten Wechsel, da diese die einzigen zahlungskräftigen Finanzinstitute sind.
Dieses wirtschaftliche Chaos in Palästina wird nicht zuletzt darauf zurückgeführt, daß die Juden sich gegenseitig betrügen, weil sie aus Mangel an Ariern ihre Geschäfte nicht mit diesen tätigen können. Bezeichnend für die absolute Uneinigkeit der Juden zur Führung einer geordneten Wirtschaft im eigenen Staate ist die Tatsache, daß allein in Jerusalem 40 jüdische Banken bestehen sollen, die von dem Betrug ihrer eigenen Rassegenossen leben!
III Unterredung mit Polkes
Da in Anbetracht der politischen Lage Palästinas eine Unterredung mit dem jüdischen Zuträger Polkes in diesem Lande naturgemäß auf Schwierigkeiten gestoßen wäre, fand dieselbe durch Vermittlung des DNB-Vertreters, Dr. Reichert, am 10. und 11.10 1937 in Kairo statt, wo als Treffpunkt das Caféhaus „Gropi“ vereinbart wurde. Nachdem Polkes bereits mit seinem Berliner Besuch bekannt war, konnte gleich zum Thema übergegangen werden.
1) Fall Gustloff.
Seine Bemerkung anlässlich seines seinerseitigen Berliner Aufenthaltes, daß die Behörden des Reiches bezüglich der Nachforschung über die Hintermänner des Mordes an Gustloff auf „Holzwegen“ seien, ließ erkennen, daß Polkes hierüber genauer informiert sein muß. Er wurde deshalb auch von uns darüber befragt. Im Laufe des Gesprächs versuchte er sich, auszureden, wie „die Alliance Israélite Universelle“ sei eine Bande von harmlosen Schafen u. ä.m., wurde schließlich aber bestimmter und erklärte, daß die Hintermänner in den anarchistischen Kreisen zu suchen wären. Personen wollte er nicht nennen, er erklärte jedoch, daß ein Nachforschen in den Pariser Kossakenlokalen in der Rue Wagram Erfolge zeitigen werde und nannte hierbei auch die Stelle Adler in Niza, als eines der Zentren der Zusammenarbeit des deuxième Bureau und der Kominternspionage.
Polkes, der von uns über Dr. Reichert monatlich £ 15/- bekommt, versprach sich über die Tätigkeit der „Alliance Israélite Universelle“ bezüglich des Mordfalls Gustloff genauestens zu informieren und uns hierüber Material zukommen zu lassen. Er versprach dies in 14 Tagen zu erledigen. Durch die inzwischen in Palästina ausgebrochenen Unruhen konnte dieser Termin allerdings nicht eingehalten werden, da Polkes als leitender Funktionär der Hagana an den Kämpfen in Palästina unmittelbar beteiligt ist.
Als weiteres Druckmittel gegen ihn wurden dann von uns die Namen der anläßlich eines in Hamburg aufgedeckten Waffenschmuggels nach Palästina verhafteten Juden genannt. Bei dem Namen „Schalomi“ stutzte er und frug uns: „Was verlangen Sie von mir, wenn dieser Mann frei kommt?“ Wir verlangten von ihm dafür die restlose Aufklärung des Mordes an Gustloff. Dies sagte er zu, allerdings unter Vorbehalt, daß der erwähnte Jude Schalomi auch tatsächlich „sein Mann“ sei (also Angehöriger der Hagana), denn Polkes hatte inzwischen erkannt, daß er durch sein anfänglich ungeschicktes Verhalten einerseits die Zugehörigkeit des Schalomi zur Hagana bekannt gegeben hatte und zum anderen dann bestätigte, daß Agenten der Hagana in Deutschland arbeiteten.
2) Förderung der Auswanderung von Juden aus Deutschland.
Der Jude Polkes schlug zur weiteren Förderung der Auswanderung von Juden aus Deutschland vor, durch eine Erhöhung des Warentransfers über die „Paltreu“ (Palästina-Treuhandstelle der Juden in Deutschland) und die „Nemico“ (Near and Middle East Corporation) jährlich 50.000 Juden mit £ 1000/- pro Kopf auswandern zu lassen. Die Waren würden in Palästina, im Irak, in der Türkei und in Persien abgesetzt werden. Die Einwanderung nach Palästina könnte in diesem Fall da die Juden mit £ 1000/- als „sogenannte Kapitalisten“ gelten ohne besondere Einwilligung der englischen Mandatsbehörden erfolgen.
Stellungnahme: Dieser Plan muß von uns aus zweierlei Gründen verworfen werden:
a) Es liegt nicht in unseren Bestrebungen, das jüdische Kapital im Auslande unterzubringen, sondern in erster Linie, jüdische Mittellose zur Auswanderung zu veranlassen. Da die erwähnte Auswanderung von 50.000 Juden pro Jahr in der Hauptsache das Judentum in Palästina stärken würde, ist dieser Plan unter Berücksichtigung der Tatsache, daß von Reichs wegen eine selbstständige Staatsbildung der Juden in Palästina verhindert werden soll, undiskutabel.
b) Eine Erhöhung des Warentransfers nach dem Vorderen und Mittleren Orient würde bedeuten, daß diese Länder dem deutschen Reich als „deviseneinbringende Länder“ verloren gehen würden. Ferner würde das vom Reichswirtschaftsministerium großgezogene und von uns bekämpfte „Havaara-System“ (jüdische Gesellschaften zur Transferierung des Kapitals jüdischer Auswanderer aus Deutschland) gestärkt werden.
Trotzdem ließen wir Polkes in dem Glauben, sein Vorschlag würde uns interessieren, um ihn auf die Dauer seiner Nachforschungen bezüglich der restlosen Aufklärung des Mordes an Gustloff nicht zu beeinträchtigen.
3) Errichtung einer Fluglinie Danzig – Portugiesisch-Angola
Wie uns der DNB-Vertreter Dr. Reichert, Jerusalem, und er DNB-Vertreter Gentz, Kairo, mitteilten, versucht die deutsche Reichsregierung schon seit längerer Zeit, in Ägypten Landeerlaubnis für die Flugzeuge der deutschen Lufthansa zu bekommen. In dieser Angelegenheit verhandelte bereits der frühere deutsche Gesandte in Kairo, Stöhr, als auch der jetzige Gesandte mit den zuständigen ägyptischen Stellen, bisher jedoch ohne Erfolg.
Polkes schlug folgenden Ausweg vor: In Danzig wäre ein getarntes polnisch-amerikanisches Flugunternehmen zu gründen. Als Flugstrecke käme der Weg Danzig, Türkei, Palästina (eventuell Athen), Syrien, Ägypten, Portugiesisch-Angola in Betracht. Die Landeerlaubnis in sämtlichen Ländern würde Polkes verschaffen bekommen, wenn für den zuständigen ägyptischen Beamten eine Summe von £ 20.000/- freigemacht werden könnte. In den übrigen Ländern würde die Landeerlaubnis ohne Aufwendung von „Extra summen“ zu erreichen sein. Als Piloten müßten für den Anfang polnische bzw. österreichische Staatsbürger herangezogen werden. Polkes legte Wert darauf, in einem solchen Unternehmen Anstellung zu finden. In einem Zeitpunkt von einem Jahre würden seiner Ansicht nach die vorbereitenden Arbeiten erledigt sein.
Da Polkes an der seinerzeitigen Gründung der polnisch-palästinensischen Fluglinie maßgeblich beteiligt war, und bereits Monate vor Gründung dieser Linie anlässlich seines Berliner Besuches darüber erzählte, wäre ihm ohne weiteres auch die Gründung einer solchen Fluglinie zuzutrauen.
Da wir uns jedoch für derartige Angelegenheiten nicht zuständig fühlten, nahmen wir den Plan zur Kenntnis, da unter Umständen eine solche Linie für das Luftfahrtministerium von strategischem Wert sein könnte.
A) Politische Informationen durch Polkes
a) Polkes teilte uns mit, daß die Sowjetunion in kürzester Zeit falsche Dokumente mit folgendem Inhalt veröffentlichen werde: „Deutschland und Italien hätten eine Vereinbarung getroffen, wonach Deutschland Italien freie Hand in Spanien, dafür Italien Deutschland freie Hand in Polen lassen würde. “
Da diese Informationen, die Polkes hier erwähnte, aus erster Quelle stammen, und in allerkürzester Zeit veröffentlicht werden, wurden sie über die DNB-Kairo dem DNB, Berlin, gesandt mit der Bitte, sie dem Sicherheitshauptamt zu Händen von SS-Sturmbannführer Böhme zu übermitteln. Sturmbannführer Böhme übergab sie III 2.
b) Der in Berlin sitzende „Pan-Islamische Weltkongreß e. V.“ soll lt. Information Polkes in direkter Fühlungnahme mit den beiden sowjetfreundlich eingestellten Araberführern Emir Schekib Arslan und Emir Adil Arslan stehen.
c) Der in Deutschland besonders stark durchdringende illegale kommunistische Sender soll nach Angaben Polkes auf einem Kraftwagen montiert längs der deutsch- luxemburgischen Grenze seine Sendetätigkeit ausüben.
IV Unterredung mit Dr. Reichert.
Die geplante zweite Einreise nach Palästina, die zu dem Zwecke unternommen werden sollte, um einmal wegen der Berichte von Polkes mit Dr. Reichert in Jerusalem Rücksprache zu nehmen, zum anderen um durch Reichert an Ort und Stelle über seine Beziehungen zu Arabern und Juden unterrichtet zu werden, mußte aufgegeben werden, da bei der Anfrage auf Ausstellung des Visums durch das englische Generalkonsulat Schwierigkeiten gemacht wurden. Die Einreise als Journalist bedurfte zu dieser Zeit (13. 10.37) der besonderen Genehmigung durch den „High Commissioner for Palestine“; nach Aussagen des Konsulatsbeamten, der die Entscheidung immer wieder hinausschob, konnte diese aber erst nach mehreren Tagen gegeben werden. Da infolge der Warnung durch Polkes die jüdischen Lager in Palästina dort nicht ohne Gefährdung hätten besucht werden können und wir zudem auf seinen Wunsch die Reise getrennt durchführen sollten, wurde, unter Berücksichtigung der aus Palästina erhaltenen Nachrichten über die schlechte politische Lage und um unseren Aufenthalt nicht unnötig zu verlängern, die Reise aufgegeben und Dr. Reichert telephonisch über den DNB-Vertreter Gentz, Kairo, gebeten, nach Ägypten zu kommen.
Er traf am 17.10. abends in Kairo ein. Wir hatten uns sofort nach seiner Ankunft in einem schweizerischen Kaffeehaus „Groppi“ in Kairo verabredet, wo wir gleich mit der Aussprache begannen. Dr. R. über gab uns eine Mappe mit Berichten und Briefen über die gegenwärtige Situation bei den Arabern, über die Gebr. Arslan und insbesondere über den Fall des Presseattachés bei der Gesandtschaft in Kairo, Tietz. Anwesend waren bei diesem Treffen außer Dr. Reichert Herr Gentz, SS-Hptscharf. Eichmann, Herr Bormann und St-O`Scharf. Hagen. Infolge der Anwesenheit von Herrn Bormann wurde nur allgemein die politische Lage besprochen. Die im Laufe des Gespräches erhaltenen Informationen wurden zur Abfassung des politischen Lageberichts ausgewertet.
Die eigentliche Aussprache wurde in dem Arbeitsraum von Herrn Gentz, Rue Baehler, 2, am 18.10. geführt, an der außer Dr. Reichert nur SS-Hptscharf. Eichmann und St-O`Scharf. Hagen teil nahmen. Dabei wurden ihm zuerst die Ergebnisse der Verhandlung mit Polkes dargelegt, von dem er im Übrigen berichtete, daß er sich trotz der Abmachung noch nicht bei ihm zur Abrechung des von uns zur Verfügung gestellten Reisegeldes eingefunden hatte. Dr. Reichert erklärte es damit, daß Polkes aktiv bei den Terrorakten beteiligt sei.
Dr. R. wurde verpflichtet, alles Material, das Polkes uns liefern sollte (nämlich: Material zum Fall Frankfurter, Judenauswanderungsplan und Nachricht, ob Sealtil und Spiro Männer der Hagana seien), nach Ablauf der versprochenen Frist von 14 Tagen – die sich infolge der Unruhen wahrscheinlich verschieben wird, da einmal Polkes beschäftigt ist und zudem die Weiterbeförderung der Nachrichten im Augenblick große Schwierigkeiten bereit en wird -, entgegenzunehmen und uns direkt über Herrn v. Ritgen, den Leiter der Auslandsabteilung im DNB, Berlin, zuzuleiten.
Außerdem wurde Dr. Reichert noch einmal nachdrücklichst gebeten, auf keinen Fall irgendwelche uns betreffenden und interessierenden Nachrichten über den Zuträger v. Bolschwing weiterzureichen, nachdem ihm erklärt worden war, daß die Haltung v. Bolschwings nicht sicher sei. Er versprach das, wenn er auch darauf aufmerksam machte, daß er früher mit v. B. freundschaftlich verkehrt und nach seiner Ausweisung aus Palästina mit ihm korrespondiert habe.
[Vollständiger Text: HIER]